Winzigkeiten

Emilys Fuß

Ein kleiner Zeh geht durch das Leben,
unbeachtet und doch gerade.
Vorwärts kommen war sein streben,
doch das Tagwerk war recht fade.

Er schritt aus, wie auch die Großen,
stets zur selben Zeit am Ziel.
Sah, die anderen bekamen Rosen,
bescheiden war er und sehr still.

So gingen Jahre schnell ins Land,
Freunde fand er dennoch kaum.
Doch der Zeh hielt seinen Stand,
mehr blieb leider nur ein Traum.

Mancher Socken aus der Lade,
dankte ihm den sanften Gang.
Nur den Großen war nichts schade,
traten aus ein Leben lang.

Bald vergaß er großes Sinnen,
und sein Dasein wurde einerlei.
Schicksal kann man nicht entrinnen,
doch dann ging der Zeh entzwei.

All die vielen guten Taten,
welche Große so oft lieben,
sind nun aus der Form geraten,
bleiben jetzt am Boden liegen.

An den Schuh ist nicht zu denken,
wer dreht nachts die Decke um?
Die Großen fingen an zu zänken,
ohne ihn, da sind sie krumm.

Jetzt erkennen sie die Wichtigkeit,
die ihr Mitläufer hat stets gehabt.
Er schien nur eine Nichtigkeit,
ihr Gleichgewicht hielt er intakt.

In Zukunft werden sie ihn preisen,
legen ab die hohle Eitelkeit.
Der Kleine ist in ihren Kreisen,
weit mehr als eine Winzigkeit.
Arno von Rosen, 20. November 2015


34 Gedanken zu “Winzigkeiten

  1. schöööönnn 🙂 Ja es sind nicht immer die großen Dinge die wichtig sind sondern oft die, die wir erst gar nicht als so wichtig oder als ganz natürlich ansehen.
    Und was noch dazu kommt: Auch die Füsse an sich werden oft vernachlässigt dabei tragen sie uns durchs Leben

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  2. Dieses Gedicht ist wirklich toll geschrieben! Ich mag die Botschaften, die Du so gekonnt- bildlich und amüsant verpackst. Sie so zu lesen, beschert mir immer wieder schöne Momente des Innehaltens… Eine wunderschöne Woche, Nessy

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  3. Liebender Arno von Klein und zu Groß

    Mit jeder Geburt erhält der Neue Erdenbürger eine Rose
    Er hat sie schon mitgebracht
    Aus den Gefilden Hoher Ahnen Welt davor
    Manche nun brechen ab den Stachel
    Ritzen sich gleich Borderleinern
    Pressen Ihn in Ihres Nächsten Fleisch
    Und ergötzen sich am Weltenweh
    Trost ist das die Blüte nie vergeht
    Hat Sie sich auch nur in`s Reich
    Das kein sterblich Auge
    Herzerblindet je erblickt
    Zurückgezogen
    Denn im Kleinen
    Erschafft Sich Großes
    Dann wenn die Gewichte
    Der Zeit keiner
    Weder Du noch Ich
    Mehr aufziehen
    Bleibt die Standuhr stille stehen
    Zeigt der kleine Zeiger
    In die Mitte nur

    danke
    Dir Joachim von Herzen
    Bruder C.R.C.

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  4. Danke. Sehr schön geschrieben.

    Erinnert mich ein wenig an ein Bild, das ich lange schon mit mir trage.
    Die kleine Seele die sich im kleinen Zeh versteckt, um von dort manches unbeschadet zu überstehen…

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