Der kleine Casimir … Teil 9

Der kleine Hahn hatte sich gerade dem Weg zugewandt, als er ein schreckliches kratzendes Schreien hörte. Er zuckte zusammen und duckte sich automatisch in die Böschung, denn er vermutete den Bussard in seiner Nähe. Wieder hörte er dieses vermaledeite Geräusch und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Vorsichtig lugte er unter einem seiner Flügel hervor und sah nur einen schwarzen Vogel auf einer der Linien sitzen. Krähe„Psssst“, flüsterte Casimir, „Du musst von dort verschwinden, sonst holt Dich der Bussard!“ Zu seinem erstaunen kamen die gräslichen Laute aus dem Schnabel des Vogels, der mit einer ebnso grässlichen Stimme sprach, wie er zuvor geschrien hatte. „Kraut und Kröten, Du bist aber ein winziger Einfaltspinsel von einem Huhn.“ Der Vogel schien zu lachen, aber es klang wie das rasseln rostiger Ketten. „Nimm es nicht so schwer graues Bürschen, Du bist noch jung und hast keine Vorstellung von der Welt und ich bin eine Krähe.“ Damit stolzierte der Vogel auf der Linie auf und ab und hob keck seinen Kopf. „Wo willst Du denn überhaupt hin, so mutterseelenalleine?“ Casimir kam trotzig ein wenig näher, denn er wußte, dass er nicht viele Erfahrungen in seinem Leben gesammelt hatte, aber er fühlte sich beleidigt und antwortete schnippischer, als es ihm in seiner Lage gut tat. „Ich bin ein schwarzer japanischer Seidenhahn von reinem Blut und ich bin auf dem Weg zum Schloss, welches selbst eine Krähe nicht kennen dürfte und wieso torkelst Du auf diesem Ding darum? Kannst Du etwa nicht fliegen?“ Krähe flattertSofort als das letzte Wort seinen vorwitzigen Schnabel verlassen hatte bereute er schon seine ungehörigen Worte. Die Krähe schlug kräftig mit den Flügelb, blieb aber auf diesem Ding sitzen und krächzte heiser. „Wenn Du nur ein wenig kleiner wärst und ich mehr Hunger hätte, würde ich Dich fressen, alleine für Deine Unverschämtheit. Wir Krähen sind die klügsten Gesellen im ganzen Tierreich, deshalb fürchten wir weder Bussarde, Züge, Automobile und schon gar nicht kleine graue Appetithappen!“ Casimir zitterten die dünnen Beinchen, aber er blieb dennoch stehen. Es könnte ein Fehler sein so viel Angst zu zeigen, wenn es stimmte was der Vogel sagte. „Nun, aber Du weißt nichts von dem Schloss. Immerhin, da hatte ich ja Recht.“ Die Krähe ging mehrmals auf und ab. „Natürlich weiß ich es, Du Neunmalkluger Federball, aber ich wette Du weißt es nicht, stimmts?“ Triumphierend stakste die Krähe weiter und beäugte ihn aus seinen kohlrabenschwarzen Knopfaugen. Casimir sank das Herz. Woher konnte der Vogel das wissen? War es klug ihn zu fragen? DämmerungSicher nicht, aber was sollte er tun? „Nun, wenn Du so klug und weise bist wie Du behauptest, kannst Du es sicher sagen, aber ich komme aus dem Schloss und bin dort zu Hause, also wer wird es wohl eher wissen, der Hausherr oder eine Krähe?“ Der schwarze Geselle schüttelte sich vor Lachen und stieß heftige Krächzlaute aus. Eine Litanei an Informationen quol aus seinem Schnabel, welche sich Casimir kaum merken konnte und am Ende wurde die Krähe höhnisch. „Du wirst nie zurück finden, ich aber brauche nur einfach darüber hinwegfliegen oder dort zu landen, wie es mir beliebt.“ Damit schwang sich der Vogel in die Luft und flog auf den nahen Wald zu. Wieder war der kleine Hahn alleine, aber ein Hoffnungsschimmer keimte in ihm empor. Er würde sich sofort auf den Weg machen und hoffte, dass die alte Krähe nicht gelogen hatte. Zu bald setzte die Dämmerung ein, aber dieses Mal suchte Casimir kein Versteck, er ging einfach weiter. – Fortsetzung folgt –


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