Traum Leben

GoldstückOft lese ich von euren Träumen, ob als Aufzeichnung, als Gedankengang oder lyrisch in Gedichtform. Schon lange beschäftigen mich die nächtlichen Heimsuchungen, die jeder guter Therapeut halbwegs gut erklären kann, denn es soll um unser Unterbewußtsein gehen, welches mit Hilfe von Träumen unser Tagesgeschehen oder Probleme verarbeitet. Das ist sicher richtig, dennoch halte ich persönlich Träume für weit mehr, als eine reine Bewältigungserscheinung.

Keine Angst, ich bin absolut kein Mystiker, glaube weder an schlechte Zahlen, wie die 13, falsche Freitage, Karten legen, Handlesen usw. Doch ich bin fest überzeugt, dass unsere Träume weit mehr waren, als wir noch als junge Spezies den Erdball bevölkerten und nur die Evolution dieses Talent verschüttet hat. Hier eines meiner seltenen Gedichte, die immer persönlich sind, mich irgendwann nicht mehr loslassen, bevor sie nicht niedergeschrieben worden sind. Gerne würde ich mehr schreiben, wie Sylvia Kling oder Karin Kronreif und einige andere unter euch, aber es gelingt mir nicht. So bin ich auf die seltenen Momente des emotionalen Glücks angewiesen, wo nichts anderes Platz hat in meinem Kopf.

Traum Leben

Mir träumte von Wiesen und bunten Wäldern,
blickte himmelhochwärts in die Wolken hinein.
Schlief als Indianer in warmen Zeldern,
und war auch als Edler niemals allein.

Mir träumte vom Fliegen in luftiger Höh’,
von Abenteuern mit Freunden, tausendmal.
Es gab keine Feinde und kein Weh’,
schaute von Bergen hinab ins Tal.

Mir träumte von Mädchen, schöner als Feen,
noch ein mutiger junger Knabe ich war.
Bestand alle Prüfungen im handumdrehn,
manch süßer Mund bot sich mir dar.

Mir träumte von fernen fremden Ländern,
in die mein Fuß ich niemals gesetzt.
Keinen Traum wollt ich jemals ändern,
meine Seele blieb stets unverletzt.

Mir träumte von Zukunft und von Leid,
schob sie weg, wie altes Laub.
Doch im Augenblick war es soweit,
so begann des Schlafes Raub.

Mir träumte Leben in brennenden Bildern,
eingeätzt in das dünne Seelenpapier.
Der Traum fing an den Tag zu wildern,
fraß mich auf, wie ein hungriges Tier.

Die Jahre vergehn, ich banne den Traum,
und Schlafes Bruder rückt näher heran.
Wo mag er sein, mein schöner Baum,
von dem ich einst das Fliegen begann.

Schlaf ist nun Last, wird nur geduldet,
doch ich kämpfe gegen tausend Dämonen.
Seele hat nie gegen andre verschuldet,
im Traum scheint der Teufel zu wohnen.

Am Tag ein Held in glänzender Rüstung,
nachts verbrannt in schreiender Stille.
Erstarrt, klammernd an kalter Brüstung.
Lahmend wird mein eherner Wille.

Reich mir die Hand zum Schlaf hinab,
denn Träume werden mich nicht retten.
Nachts fühl ich nun das kühle Grab,
es wird mich fortan eisig betten.

Liebe mag den Traum bezwingen,
in deinen Augen leuchtet Leben.
werd’ durch Schwärze zu dir dringen,
nur dein Herzt musst du mir geben!

Arno von Rosen, 14. Februar 2017


46 Gedanken zu “Traum Leben

  1. Ein wunderbares Gedicht! DANKE!

    Ich träume im Schüben … manchmal kann ich nächtelang dort ansetzen, wo ich gestern aufgehört habe. Verrückt. Da muss man sicherlich immens viel verarbeiten und das Unterbewusste kommt nach oben.

    Spannend finde ich die Träume, in denen ich Menschen treffe, die ich vor 25 Jahre das letzte Mal gesehen habe und die BEWUSST keinerlei Spuren bei mir hinterlassen hatten, unterbewusst wohl doch sehr. Da merke ich sogar im Traum, dass mich das sehr verwirrt, den oder die jetzt zu treffen.

    Ich wünsche Dir einen herzigen Tag!

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  2. Ein Gedicht, dass viele Sehnsüchte und Ängste von uns Menschen verdeutlicht. Ich finde, es ist dir großartig gelungen!
    Ich träume wenig und wenn ich mich erinnere, sind es immer Dinge aus der Vergangenheit, die ich als Bewältigungsstrategie bezeichnen möchte.

    Einen lieben Gruß in deinen Tag,
    Anna-Lena

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  3. Ich liebe DEINE Gedichte sehr, lieber Arno. Jeder schreibt anders, besonders und genau das ist es, was fesselt. Es kommt ja auf den Inhalt an und nicht die Masse. 😉
    Die Zeichnung ist wieder so feingliedrig und sensibel – zum Träumen. 😊💛

    Herzliche Grüße
    Sylvia

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  4. Traum Leben…das Leben ein Traum.
    es sollte ein großzügiger, reicher Traum sein. Sprechen von Abenteuern und wildem Ausprobieren.Stattdessen ost sind es jetzt kleinliche Konflikte, nichts Großes und Erhabenes.

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  5. Lieber Arno! Ein wunderschönes Gedicht…sofort bin ich im Traum…sofort entstehen warme Bilder und genau das macht Schreiben aus….und genau dieses Gefühl hast du mir mit deinem Traumgedicht gegeben…dazu der kleine Vogel und die entzückende Zeichnung…ich bin begeistert! Wie immer bei dir!! Und ich freue mich auch sehr, dass du meine Art zu schreiben schätzt…DANKE dafür ❤ !!!

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  6. Als Kind hatte ich offenbar kurz eine Phase von schlechten Träumen. Dann habe ich durch meinen Papa gelernt „klar zu träumen.“ Wobei er nicht wissen konnte, dass ich diese Fähigkeit besaß. Er riet mir damals nur, falls die „Monster“ kämen und ich im Halbschlaf sei, das Worte „Hilfe“ zu denken und dann zu sehen was passiert.

    Ich habe es gemacht und plötzlich kam ein Licht(wesen) und hat die Monster verscheucht. Das ging soweit, dass ich dieses Wesen immer bei mir wissen wollte und richtige Abenteuer bestand. Aber meist habe ich einfach positive, schöne Gedanken geträumt. Und das mache ich immer noch.

    Was Träume betrifft, die zu Gedichten und Geschichten werden, so schreibe ich sie auf.

    Grüße von einer realistischen Träumerin, die wieder in Deutschland angekommen ist.

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  7. Nein, ich lese jetzt noch keine Kommentare!

    Lieber Arno, du weisst, dass ich zu Träumen eine eigene Beziehung habe, dass ich unterscheide in die Tagträume und die Nachtträume, in die Verarbeitungsträume und in die Angstträume und dass es eins gibt, was mir sehr am Herzen liegt und das ist das mutige Träumen, in dem ich die Welt mutig so träume, wie sie meiner Meinung etwas freundlicher und liebvoller ist. Herz schenken und Herz weiten, das gehört dazu!
    Ich danke dir für dieses sehr schöne und tiefe Gedicht, dass ich jetzt noch einmal lese und dann vielleicht doch noch ein paar Kommentare…
    Herzliche Grüsse
    Ulli

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  8. Lieber Arno! Ein tolles Gedicht! Die wilden Träume, an deren Ende man im Nichts versinkt hast Du sehr treffend geschildert! Es gab eine Zeit, in denen auch ich von Albträumen heimgesucht wurde. Gott seis gedankt, ist das aber seit längerem vorbei… Meine Interpretation dieser nächtlichen ,,Kobolde, die durch unser Hirn geistern, ist folgende: So erschreckend sie auch sein mögen, der Sinn ist der, uns die Endlichkeit vor Augen zu führen, damit wir jeden Tag, den wir auf der Welt sind und alles Schöne, zu schätzen lernen! Allzu gerne ergießen wir uns in Litaneien über das Schlechte, Böse… der Traum zeigt uns genau das! Aber wir wachen auf, und freuen uns, in einer halbwegs schönen Welt zu leben… Alles Liebe und einewunderschöne Woche, Nessy

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    1. Liebe Nessy, sehr schön beschrieben und ich freue mich, dass Deine Albträume der Vergangenheit angehören 🙂 Ich bin sehr dafür mich an keine bösen Träume zu erinnern und nur die guten zu behalten, doch so funktioniert das wohl nicht 😉 Dir eine fabelhafte lustige Woche 🙂 ❤

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    2. servus dir Nessy
      auch ich hatte vor längerer Zeit solch böse Kobolde auf meiner Brust sitzen …diese nächtlichen Besuche gehören nun der Vergangenheit an … dort wo sie hingehören ins Inferno – ich ließ keine weiteren Besuche mehr zu – sie saugten aus mir all meine gespeicherte Energie – das alles im Wachzustand –
      in der polnischen Mythologie wird darüber expliziter berichtet … schon meine selige Mutter erzählte uns Kindern Schauergeschichten über diese Nachtwesen …insofern war ich vorgewarnt 😉
      lieb’s Grüßerle zur nachtstund..zuzaly

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