Wie mein Foto entsteht

Kopie von P1290670Fotografieren ist das einfachste von der Welt. Ich nehme einfach mein Handy hoch und …, schon ist das perfekte Bild fertig. Vollautomatisch. Der Vorteil bei diesen Geräten ist die solide Grundeinstellung, bei der sich niemand mehr um etwas kümmern muss. Die sieht allerdings bei Profiequipment ganz anders aus. Natürlich lässt sich auch hier alles auf Automatik stellen, wäre ja sonst zu einfach. Wenn ich aber Bilder nach meinem Stil machen möchte, muss ich zusätzlich die Lichtempfindlichkeit (ISO), die Blende und einiges anderes einstellen und das teilweise bei jedem einzelnen Bild. Weiß ich was ich tue, werden es gute Bilder und ihr schreibt mir dann liebe Kommentare.

Kopie von P1290783
Visagistin Julia Schroth

Eine ganze Nummer schwerer ist die Fotografie von Menschen, denn die sind selten da hinzubringen, wo der Fotograf sie gerne haben möchte. Nicht nur, dass viele Models, ob mänlich oder weiblich, ihren Lieblingsgesichtsausdruck aufsetzen, nein, sie sehen gerne in die Linse, grinsen wie Honigkuchenpferde, wollen dauernd Zwischenergebnisse sehen oder Diskutieren über die Position, das Licht, den Hintergrund, die Klamotten und so weiter. Da sind Blumen, Bienen & Co. doch wirkliche Profis und wissen wie man auszusehen hat 😀

Für dieses Shooting hatte ich allerdings jemanden, der mir vertraut hat und aus sich einen anderen Typ machen lassen wollte. Meine Vorstellung war eine Persönlichkeit, die um ihre Stärke weiß, trotzdem lässig und souverän ist, aber den Sexapeal nicht wegretouschieren muss, um anerkannt zu werden. Das Märchen, dass Models sich einfach nur hinstellen oder legen müssen ist damit aus der Welt geschafft, denn ein Mindestmaß an Schauspieltalent ist gefragt, sonst werden es nur bessere Selfies und dafür ist mir meine Zeit zu schade. Bis das Shooting komplett vorbei ist benötige ich fast einen halben Tag, um mir Thema, Stil, Umsetzung und Location auszudenken. Nicht selten müssen die Örtlichkeiten vorher besichtigt werden, um die Lichtverhältnisse zu kennen. Bei mir besonders wichtig, da ich nur das verfügbare Tageslicht oder die Gebäudebeleuchtung verwende. In diesem Fall das Museum im Leitz Park in Wetzlar. Nur alle Sachen zu besorgen hat mehrere Wochen in Anspruch genommen. Das Spektakel selber dauerte nur etwa 3 Stunden, in denen ich fast 300 Bilder gemacht habe. Diese zu sichten und minimal zu bearbeiten (ich lösche lieber Aufnahmen, als mir daran einen Wolf zu arbeiten) kostet dann nochmal 8 Stunden, wobei höchstens 20 Bilder in die engere Auswahl kommen, um den letzten Feinschliff zu erhalten. Nicht selten fotografieren Profis in RAW Dateien, damit sie anschließend jede Bildebene individuell bearbeiten können (müssen). So können Hintergründe angepasst werden, Haut wird geglättet, Augenfarben geändert usw. Alles nicht meins, denn mein Bild muss so gut sein, dass es keine solche Nacharbeitung benötigt.

Zu meinem Glück hatte ich eine hervorragende Visagistin, die nicht nur gekonnt meine Vorgaben umgesetzt hat, sondern sie war mit bei der ganzen Fotosession, hat immer wieder Korrekturen durchgeführt, mit an den Positionen gearbeitet, eigene Ideen eingebracht und war ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn 3 Stunden sind nicht viel und jedes Museum macht irgendwann zu und dann muss alles im Kasten sein. Um bessere Ergebnisse zu erzielen fotografiere ich in s/w oder Farbe und entfärbe die Bilder nicht nachträglich. Das ist ebenfalls mit ein Grund, warum ihr meine monochromen Aufnahmen so mögt. Jetzt genug geschrieben und gelesen. Habt einfach Spaß 🙂

  • Model: Brina Jakob
  • Haare & Makeup: Julia Schroth
  • Style & Fotografie: Me

49 Gedanken zu “Wie mein Foto entsteht

  1. Achtung ein lieber Kommentar für dein Wissen, bei dem was du tust.
    Die Arbeit mit der Fotografie ist nicht zu unterschätzen. Wobei das mit der Blende und Co. hab ich nie kapiert. Geht nach Gfui…wenn ich denn mal den grossen Apparat dabei habe.
    Die Fotos schwarz weiss mit Hut mag ich am liebsten.

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  2. Sehr beeindruckend und ausdrucksstark, die Bilder. Die Dame scheint sich aber auch in jeder Pose wohl zu fühlen. In jedem Outfit eine andere Persönlichkeit … Da hast du echt ganze Arbeit geleistet. 🙂

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  3. Ich bin beeindruckt von diesem Artikel! Schwarz-weiß gefällt mir besser, es ist aber erstaunlich dass ein und dieselbe Frau ganz anders rüber kommt bei den Farbfotos. Hier werden Facetten gezeigt, dass finde ich schön, wenn ein Fotograf dafür ein Auge hat, dass wünschen sich viele, besonders Frauen.

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  4. Das sind wunderbare Fotos lieber Freund.
    Einmal möchte ich widersprechen. Es gibt mittlerweile Smartphones die spezielle Kameras haben, sie sind besser als mache Kamera und lassen auch Handeinstellungen zu. Ich habe eins der Besten davon und bin mit meinen Fotos, die allsamt damit gemacht sind, zufrieden.
    Guten Abend, gute Nacht mein lieber Freund.

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  5. Lieber Arno, dass sind wieder sehr schöne Bilder. Ich bin erstaunt, wie verschieden diese Frau wirkt – bei beiden Varianten. Eine sehr schöne Arbeit. Liebe Grüße, Maya

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      1. Es war schwer, einen Favoriten zu wählen: die bunten Fotos mag ich lieber und die mit dem Hut sind meine Favoriten. Ich finde es beeindruckend, wie solch eine Serie mit geringer Nacharbeit entsteht. Und deine Liebe dazu gibt ihr das besondere Etwas. 🙂

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  6. Gute Fotos setzen vieles voraus. Doch ein noch so gutes Equipment nutzt gar nichts, wenn das fotografische Auge fehlt, das ein Motiv aussucht.
    Du bist ein Naturtalent, lieber Arno, denn bei dir passt alles 🙂 .

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  7. Vielen Dank für den schönen und sympathischen Einblick in Dein Schaffen! Das ist ein ganz andere Anspruch und Aufwand als bei bei uns Hobbyisten. Schön, das so präsentiert zu bekommen und die entstandenen tollen Bilder zu sehen. 🙂

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  8. Für mich eine tolle Lehrstunde in Fotografie und man ahnt gar nicht, was da noch alles anhängt! Ansonsten nach Schwabenart: Passt scho!

    Liebe Grüße, Brigitte

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  9. Klasse, du hast es einfach drauf. Die schwarz-weiß Bilder gefallen mir gut. Wurden die auch in der Dunkelkammer entwickelt? 😅 In meiner Ausbildung vor vielen Jahren hatte ich noch das Vergnügen.
    Das Foto mit der Visagistin gefällt mir am Besten.

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    1. Ich habe auch früher meine s/w Bilder selber entwickelt. War immer ein Erlebnis 🙂 Da wird sich Julia freuen und dir wünsche ich ein schönes Osterfest und bedanke mich für den tollen Kommentar 🙂

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      1. Mir hatte das auch Spaß gemacht, zuzusehen wie das Bild dann entstand. Auch bei Farbbilder, wenn ich größere erstellen musste, wurden die auch in der Kammer gemacht und hab manchmal abstrakte Künste entwickelt. Und an den Maschinen musste das Papier im komplett dunklen eingelegt werden, wie eine Blinde und dann hatte ich mir einmal ganz bös‘ den Kopp angehauen.
        Da kann sie sich wirklich freuen. Hab einen schönen Tag 🌞

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  10. Danke für den sehr interessanten Beitrag! Es ist toll, wie Du Dir die Zeit für ein Shooting nimmst und alles perfekt vorbereitest! Deine Bilder sind wirklich sehr fantasieanregend und erzählen Geschichten! Man merkt, wie Du nichts dem Zufall überläßt! Als Ärztin gefällt mir natürlich die Zigarette nicht wirklich, aber natürlich verstehe ich, wenn Du sie als Stilmittel der Lässigkeit einsetzt !ch freue mich auf Deine weiteren Werke, auch wenn ich momentan kaum nachkomme mit den ganzen tollen Beiträgen! Alles Liebe, Nessy

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    1. Liebe Nessy, lass Dir Zeit, ich mache es ebenfalls so und lese Deine Blogbeiträge, wenn ich mich wirklich darauf konzentrieren kann und manchmal dauert dies Tage. Die Zigarette wurde natürlich nicht geraucht, sondern entsorgt! Danke für Deinen schönen Kommentar.

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  11. Lieber Arno, wunderbare Fotos machst Du – ich bin überwältigt und sprachlos: einfach nur GANZ TOLL …
    herzliche Grüße von Regine aus Köln

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    1. Liebe Regine, vielen Dank für deinen wundervollen Kommentar. Ich gebe ihn gerne an Brina weiter, denn wir sind immer noch befreundet und sehen uns regelmäßig auf einen Kaffee 🙂 Beste Grüße aus Marburg!

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