Gnade …

Für meine geliebte Familie, in Gedenken an Martina. Tochter, Mutter, Schwester, Tante.

Langsam schreitet der Gesell,
seit dem ersten Atemzug.
Schwarz trägt er sein rauhes Fell
und es riecht schon nach Betrug.

Doch das Leben blendet uns,
gaukelt leichthin Ewigkeit.
Wir sind alle Hinz und Kunz
doch für jeden läuft die Zeit.

Irgendwann da tickt die Uhr,
zuerst leise, dann schallend laut.
Nur der Mensch ist eben stur,
hat das „Sein“ auf Sand gebaut.

Langsam geht der Herbst vorüber,
alle bunten Blätter wirft er ab.
Schneller werden Tage trüber,
dann erkennen wir das Grab.

„Viel zu früh“, rufen alle Lieben,
machen Mut, wo es nur geht.
Wo ist nur die Zeit geblieben?
Der Schatten vor der Türe steht.

Kein Licht trifft jetzt das Gesicht,
Abschied wabert durch die Köpfe.
Gesagt wird dieses freilich nicht,
leer sind nun die Lebenstöpfe.

Der Tod tritt jäh ans Bett heran,
und zuweilen öffnet er die Lade.
Sanft schlafen ein wir dann,
als allerletzte kleine Gnade.

Arno von Rosen, 05. September 2017

 


29 Gedanken zu “Gnade …

  1. Lieber Arno, ich weiss zwar nicht in welcher familiaeren Beziehung Du zu diesem Todesfall stehst, aber es ist immer ein ueberraschender Moment, der mit viel Trauer verbunden ist, wenn ein geliebter Mensch geht. Dein Trauergedicht ist sehr bewegend. Alles Liebe und Trauergedanken from the other side. Sabine

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  2. Lieber Arno! Ein sehr ergreifendes Gedicht, dass seinen Ursprung viellelicht in einer vom Tod verletzten Seele hat? Das weißt nur Du… Ich wünsche Dir jedenfalls das Allerbeste!
    Für mich ist an unserm Leben ist jeder Tag ein Geschenk, dass uns jederzeit entrissen werden kann. Ich weiß, wie schlimm Abschied sein kann… aber auch, wie friedlich. Es hängt ganz ,,von den Umständen“ ab. Und wiederum davon, wie wir sie beurteilen, denn die Realität, die wir empfinden, machen wir uns selbst in unseren Köpfen.

    Ich habe gelernt, dass es auf der Welt genug Menschen gibt, die ,,über Leichen“ gehen, um ihr eigenes kleines, mickriges Glück etwas aufzuwerten, was nie gelingen wird, weil sie eins nicht können: Lieben … und geliebt werden…. Das ist die einzige Währung, die den Tod klein werden lassen kann…
    Alles Liebe, Nessy

    http://www.salutarystyle.com

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  3. Ein wunderbares Gedicht. Einen stillen lieben Gruß auch von mir, lieber Arno, und Kraft aber vor allem „Zeit zum Verstehen und Annehmen“ für die nächsten Wochen wünsche ich Dir und Deiner Familie.
    Einen sehr lieben Gruß, Gaby 🙂

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