Mein Gespräch mit Maria Furtwängler

P1380585Da ich noch einen kulinarischen Beitrag für die Frankfurter Buch Messe schreibe, beschränke ich mich auf wenige Ereignisse des kulturellen Teils, denn mir ging ziemlich schnell die Puste aus und das lag nicht an der Kondition, sondern an der Abfolge der Ereignisse. Wenn Menschen mir erzählen, sie wären heute lieber zu Hause geblieben oder es wäre ein gebrauchter Tag, dann habe ich das nicht wirklich verstanden. Doch mein Leben meint es meistens gut mit mir, weshalb ich in Zukunft über dieses Thema ein paar amüsante Anekdoten erzählen könnte, falls ich dazu gezwungen wäre. Wieviel Kulturelles ihr in meinem Artikel findet, liegt natürlich an eurer Sichtweise auf die Dinge, aber es sollte allemal unterhaltsam sein und irgendwann kann ich sicher auch darüber lachen, naja zumindest schief lächeln 😉 Viel Freude beim Lesen 🙂

Geschrieben für: Buch, Kultur & Lifestyle

Mein Gespräch mit Maria Furtwängler …

hat es wirklich gegeben, denn es ist wieder mal Buchmesse in Frankfurt und weil ich da jedes Jahr einmal vorbei schaue, habe ich mir natürlich alle wichtigen Programmpunkte aufgeschrieben, als da wären; Bloggerfrühstück von 9 – 10 Uhr in Halle 3.1. Klar, das habe ich verpasst, weil ich pünktlich um 10 Uhr in der Halle aufgeschlagen bin. Dafür war mein zweiter und gleichzeitig letzter Tagesauftrag die Podiumsdiskussion mit Dr. Maria Furtwängler (geb. 13. September 1965, Schauspielerin), die über ihre Engagement für Frauen sprechen wollte (hier zum legendären Interview mit Claus Kleber). Was Herr Kleber nicht vermochte wäre mir nun fast gelungen, nämlich Maria Furtwängler aus dem Konzept zu bringen.

Ich betrat das Lesezelt rechtzeitig zum Beginn der Runde, suchte mir ein stilles Örtchen, um meine Fotoausrüstung zu optimieren und machte erste harmlose Schnappschüsse. Leider ist wohl mittwochs nicht mit einer wirklich fertig aufgebauten Messe zu rechnen, weshalb mitten im Gespräch ein paar fleißige Bauarbeiter die hintere Bühnentür aufrissen, mit der Kreissäge hantierten und den Redefluss aller Beteiligten jäh unterbrachen. Ein murrendes Publikum bewegte nun Frau Furtwängler in meine Richtung zu sehen und ich wurde zusehends kleiner und kleiner, aber leider stand ich dort in der Ecke alleine, fern der anderen Fotografen, um meine Ruhe zu haben.

Noch bevor ich mich vollends in Luft aufgelöst hatte, rief sie leise in meine Richtung und bat doch darum, den Baulärm durch schließen der Tür zu vermindern. Ich tat wie mir geheißen wurde und die Säge verstummte. Leider wusste ich nicht, dass der Bühnenboden, auf welchem ich stand, nicht befestigt, sondern nur lose Bretter aufgelegt worden waren (in meinen Augen ein erstes echtes Sicherheitsproblem) und so kam, was kommen musste. Mit einem infernalischen Geräusch brach der Boden unter mir und nur meinen katzenartigen Reflexen verdankte ich es, mit einem Sprung rückwärts das verschwinden im Boden doch noch zu verhindern. Nach endlosen Sekunden des Staunens, lachte der komplette Saal (warum, entzieht sich meiner Kenntnis) und Maria Furtwängler blickte mir direkt ins Gesicht.

„Haben Sie denen nicht gesagt, sie mögen später weiter arbeiten?“

Eine Dame lügt man nicht an und so antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Das waren nicht die Bauarbeiter, ich bin durch den Boden gebrochen, Entschuldigung.“

„Was ist denn mit dem Boden? Haben die ein paar Schrauben vergessen?

„Es sind überhaupt keine Schrauben drin.“

„Aha, ich verstehe. Nun, dann fahren wir jetzt fort. Danke.“

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Der witzigste Messestand

Im nächsten Moment gab es noch ein paar Erheiterungen des Publikums, bevor ich es schaffte Wanzengröße zu erreichen, machte aus dieser Perspektive noch ein paar hoffentlich vorteilhafte Fotos und zog mich dann leise zurück. Leider waren die Lautsprecherständer sehr groß mit langen Auslegern am Boden (Jepp, Sie haben es erkannt, die waren ebenfalls noch nicht befestigt) und weil ich schon mal da war und weil die Diskussion gerade etwas holprig wirkte, stieß ich aus Versehen (Ich SCHWÖRE!) mit dem Fuß (Größe 42,5) gegen dieses doofe Ding und es kippte in Zeitlupe genau in die Zuschauer, von mir sehr interessiert verfolgt, hatte ich doch meine ganze Ausrüstung auf dem Arm. Zum Glück reagierten ein paar Zuhörer schnell und fingen das Monstrum auf, bevor Menschen zu Schaden kamen. Selbstverständlich wurden dabei die Kabel aus dem Mischpult gerissen und es gab keinen Ton mehr auf der Bühne, aber Frau Furtwängler steckte das mehr als souverän weg und erinnerte das Publikum daran, dass sie ja ebenfalls Theaterschauspielerin wäre und kein Mikrophon bräuchte.

So unauffällig wie möglich verließ ich das Zelt und sammelte mich, bis meine Begleitung ebenfalls die Stätte meiner Schande verließ und tatsächlich hatte der Tonmeister etwa 10 Minuten später die Anlage wieder zum Laufen gebracht und Applaus begleitete mich hinweg, bevor Security mich auf den Boden werfen und verhaften konnte. Und was war sonst so los?

Ich sah mir noch die Hallen des Gastlandes Frankreich an, wo trübsinnig grübelnde Intellektuelle ihr Publikum in tiefe Depressionen zu stürzen versuchten und so verließ ich diesen Ort der Schwermut und machte mich auf zu der Halle des Hessischen Rundfunks, wo der Mann der Tausend Grimassen (Michel Friedman) seine Interviewpartner mit undeutbaren Gesichtsausdrücken versuchte aus der Fassung zu bringen.

Die leider etwas unscharfen Aufnahmen stammen aus einem zweiminütigem Interview, welches er Bild-Online gab. So schnell konnte ich meine Kamera nicht ausrichten, wie sich die Mimik des Moderators änderte, aber davon könnte sich jeder Schauspieler eine Scheibe abschneiden, ehrlich! Auf den Fluren der angenehm leeren Messehallen traf ich dann noch Mister Tagesthemen himself, Urgestein Ulrich Wickert, der mir freundlicherweise für ein paar Bilder zur Verfügung stand und mir dann im weiteren Verlauf der Messe bei jeder Begegnung freundlich zuzwinkerte. Ein wirklich höflicher Mensch.

Ulrich Wickert
Ulrich Wickert

Natürlich gab es wieder jede Menge Expertenrunden, die noch mal die Wahl wiederkäuten, den Planeten in Grund und Boden redeten oder sich über Politikerbiografien ausließen, aber mal ganz unter uns. Das wollen Sie doch gar nicht hören, oder? Dachte ich mir schon. So schlenderten wir noch eine Weile in allen Hallen und Gängen umher, machten ein paar Aufnahmen (sogar von den netten Zwillingen Julia und Nina Meise), tranken teuren Kaffee, fanden die Bushaltestelle nicht (klar musste der Tag gebührend verabschiedet werden) und gingen zu Fuß zurück zum Parkhaus. Immerhin haben wir dabei noch ein paar hübsche Bilder gemacht, die bei einer Busfahrt nicht gelungen wären.

Mein Zitat von heute stammt von Dr. Maria Furtwängler (möge sie mir verzeihen)

„Warum sollten sich Frauen nicht jüngere Männer als Betthupferl suchen? Das tun die Männer ja umgekehrt auch.“

Es grüßt Sie Ihr tollpatschiger Arno von Rosen (leider älter als Maria F.), Buchautor, Kolumnist, Blogger und Veranstaltungscrasher. Sollten Sie jetzt darüber irgendwo einen Bericht lesen oder sehen, wie Frau Furtwängler torpediert wurde, bitte ich Sie mir diesen Fauxpas gnädigst nachzusehen und gehen Sie mal auf die Messe, da passieren aufregende Dinge.

Julia und Nina Meise
Julia und Nina Meise

89 Gedanken zu “Mein Gespräch mit Maria Furtwängler

  1. Lieber Arno,
    du müsstest mich hier breit grinsend sehen.
    Wer so in die Nähe einer tollen Frau wie Maria Furtwängler kommt, dem MUSS der Boden unter den Füßen wegbrechen.

    Die Grimassen des Herrn Michel Friedman hast du sehr gut eingefangen, so zeigt er sich gerne.
    Dagegen ist das Gespräch Cleber/Furtwängler eine Wohltat für die Augen :mrgreen: .

    Herzlich
    Anna-Lena

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  2. Dann war das ja ein krachender Erfolg für Dich, lieber Arno, und ich weiß jetzt, warum ich erst heute auf die Buchmesse gegangen bin; wer weiß, welche Fallen Du mir unbekannterweise gestellt hättest -:))) Der Herr Friedmann ist mir zum Glück erspart geblieben, er hätte mir den ganzen Besuch verdorben, Wickert war auch heute da, aber ich habe ihm nur aus der Ferne zugehört. Dafür komme ich morgen auf die Facebookseite des Langenscheidtverlages, weil ich mich so interessiert für die Lehrbücher Deutsch für Ausländer interessiert habe, die wirklich didaktisch fantastisch sind und die eigenen Grammatikkenntnisse auffrischen helfen (muß man ja wieder fit sein, wenn der Enkel in die Schule kommt) -:))).Ich bin nur nicht bei Facebook -:(((Heute hielt sich der Trubel auch noch in Grenzen trotz auch schon hohen Aufgebotes der hochkarätigen Literaten. Salman Rushdie hatte fünf Personenschützer um sich, als er ein Hörbuch signierte.
    Lieber Gruß, Karin
    PS: für Frau Furtwängler schwärme ich selbst als Frau!

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    1. Liebe Karin, hätte ich gewußt, dass Du die Buchmesse besuchst … Ich weiß ja nicht, ob Du wirklich Deine Sprachkenntnisse auffrischen musst, aber wenn Du meinst 😀 Jedenfalls will ich erstmal keinen Frauen mehr widersprechen, ich bin noch im Peinlichkeitsmodus und natürlich finde ich Frau Furtwängler ebenso intelligent wie unterhaltsam 😉

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  3. Lieber Arno, ich muss immer noch grinsen. Bei Frau Furtwängler, die ich toll finde, hast du es sicherlich geschafft einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Immerhin 😉. Hr. Friedmann hat, glaube ich, zu oft zur Botoxspritze gegriffen – gruselig 😨. Und ansonsten kann ich dich leider niemals auf unsere Hausbaustelle in die unfertige Küche zum Kochen einladen. Schade. Zu gefährlich für uns 😁😂😄. LG von gartenkuss 🙋🌻🍁

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  4. köstlich dein Beitrag … sehr gut … habe mir deinen Auftritt vor Augen gehalten und der Film lief ab 😀
    …. als Wanze wärest du sicherlich in den Ritzen der Bretter verschwunden … zurück bliebe ein Stillleben deiner Camera Ausrüstung 😀
    lg … die zuza

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      1. nicht auszudenken … was so ein Loch alles mit verschlingen würde … dabei denke ich an das schwarze Loch im Universum 😀 😀 bist ja intuitiv nach hinten gesprungen – besser so 😊

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      1. Es ist wohl erblich bedingt, denn wir haben alle keine großen Füße, aber mein Sohn hat 44 und er ist wirklich von mir 😀 Was zählt denn bei dir zu Bigfoot? 😉

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      2. Er ist tatsächlich zwei Zentimeter kleiner, aber meine Frau hat auch nur 38. Woher der Junge dass wieder nur hat 😀 42 ist schon stattlich, dafür bekommt man da auch noch schöne Schuhe, die in den gängigen Größen sofort vergriffen sind 😉

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    1. Nein, ich suche Verleger bzw. Agenten und bin hoffentlich fündig geworden. Mir geht es gut und verletzt wurde nur mein kleiner Stolz so unauffällig wie möglich zu bleiben. Ist manchmal gar nicht so einfach 😉 Dir ein wunderbares Wochenende!

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      1. Ich drücke die Daumen, lieber Arno, dass es mit dem Verlegen klappt. *Daumendrück*
        Na ja, manchmal ist es ja gar nicht so schlecht, wenn man auffällt. 🙂 Hauptsache, Du hast Dir nichts getan. Dir eine gute Woche. Liebe Grüße 🙂

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  5. Haha, das kann jeden mal passieren – passiert mir bspw ständig – aber auch nur dann wenn es wichtig wird.
    Jedenfalls bin ich erst gestern noch zwei Frauen begegnet, welche jüngere Partner hatten – fand’s gut so 🙂

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      1. Haha, sicherlich 🙂
        Ich weiß noch, wie ich einmal ein Konzert aufnehmen sollte. Das war im freien Radio Stuttgart. Da war wegen den ganzen Gästen nicht wirklich viel Platz und mir stand vielleicht ein halber Quadratmeter Bewegungsradius zur Verfügung. Und die Gäste waren auch nicht sehr hilfreich und liefen mir über die Füße. Jetzt kann ich darüber lachen 🙂

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  6. Wie schön das zu lesen! Da freut man sich zudem, dass man nicht alleine auf der Welt ist als Tollpatsch. Frau Furtwängler mag ich gerne, Herrn Wickert ebenso, den Mimiker – na ja.

    So einen ungestelzten Bericht lese ich auf jeden Fall gerne und mit Genuss zu Ende! War toll!

    Herzlichen Gruß, Brigitte

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  7. Hallo Lieber Arno! Ein wirklich witziger Buchmesse-Bericht, bei dem ich mehr als einmal innerlich geschmunzelt habe… Was treibst Du denn auch alles, um die Aufmerksamkeit einer Frau zu erhaschen? 😉 Was hat sie denn eigentlich sonst noch gesagt, die Gute? Naja, eigentlich auch egal, Deine Texte und Bilder sind jedenfalls toll und ich denke, Du hast viel erlebt! Alles Liebe, Nessy
    http://www.salutarystyle.com

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  8. Das ist wirklich ein ausgesprochen gewitzter Artikel! Danke für den fundierten Einblick in die Buchmessen-Welt. Fundiert kommt übrigens von Fundus (lat. Boden), denn manchmal muss man den Dingen einfach auf den Grund gehen. – Großartig gemeistert und geschrieben. 🙂

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