Alltag März 2019

Dieses schöne Projekt wurde von Ulli Gau ins Leben gerufen und jeder darf auch nach sechs Monaten noch mitmachen, denn der Alltag hört nie auf, außer mit dem Tod.

Wenn ich gerade nochmal den Einführungssatz lese, bemerke ich, wie mich dieses Thema Tod doch beschäftigt, gerade zur Osterzeit. Ich bin kein religiöser Mensch, aber es gab einige Momente in meinem Leben, welche mir den Tod näher gebracht haben, als es sich jeder von uns wünschen würde. Wir alle werden sterben. Nichts ist so sicher wie das! Und doch sind wir jedesmal überrascht, schockiert, traurig, fassungslos und fühlen fast immer eine unangenehme Beklommenheit, selbst wenn der Tod nur via TV an uns heran tritt. Diese Alltäglichkeit ist kaum in unseren Alltag integrierbar, aber er erwischt uns, alle.

Eine besonders perfide Form erlebe ich seit einigen Jahren im Social Media Land, welches doch angeblich gewünschte Anonymität garantiert, und damit die Befreiung all zu persönlichem. Ein Trugschluss, denn die Opfer sind jene, welche sterben und deren Account niemand löscht. Ich selber gratuliere jedem (so fern ich es weiß) zum Geburtstag, doch ich achte darauf, wann der letzte Beitrag gemacht wurde, oder ob jemand etwas zum derzeitigen Stand der Dinge geschrieben hat. Dann kommt der Mann mit dem Hammer, und ich erkenne, dass jemand verstorben ist. Bisher kann ich noch nicht damit umgehen, denn ich konnte mich nicht verabschieden, kein Freund sein, keine Hilfe leisten und nur sehr bedingt Anteil nehmen. Auch habe ich bisher keinen dieser Accounts gelöscht oder entfernt, denn es käme mir falsch vor, so, als ob ich einen Freund einfach aus einer Liste streiche. Ich habe deswegen sogar schon darüber nachgedacht alle Online-Brocken hinzuschmeißen, doch käme ich mir dann feige vor.

Vielleicht habt ihr ein paar Gedanken dazu, die mir ebenfalls helfen könnten, damit in Zukunft besser umzugehen.

Euer Arno …

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23 Gedanken zu “Alltag März 2019

  1. Ich weiß da auch keinen Rat, Arno. Aber mir scheint, das Löschen oder nicht eines Accounts ist das kleinere Problem beim Sterben. Es spielt dann keine Rolle mehr, jedenfalls für den unmittelbar Betroffenen. Vielleicht hat er es nicht zu einem Wikipedia-Eintrag gebracht und es ist seine letzte Präsenz in der Erinnerung der Menschheit, Bei Wiki steht das Todesdatum drin, aber das macht den Tod auch nicht schöner. Also gräm dich nicht, wenn du vielleicht mal einem Verstorbenen zum Geburtstag gratulierst. Ihm ist es egal. Falls ich eines Tages nicht mehr auf deine Grüße antworte, darfst du mich löschen. 😉

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  2. einen Rat habe ich dazu, all jene, vor und vor allem die Nächsten, die uns ans Herz gewachsen sind, in Ehren halten, ihnen ab und zu im Stillen
    Gedenken. Das habe ich gelernt in Afrika, die Toten zu ehren.

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  3. Mein Blog hat zwei Follower, von denen ich weiß, dass sie tot sind. Ich mag sie nicht löschen. Das fällt möglicherweise in eine ähnliche Kategorie.
    Ich mag dein Foto dazu.
    Liebe Grüße
    Christiane

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  4. Lieber Arno, es wird wohl nichts mehr im Alltag verdrängt als der Tod und gleichzeitig ist nichts alltäglicher, danke, dass du uns mit deinem Beitrag daran erinnerst.
    Vielleicht kann man die Accounts der Verstorbenen als eine Art Denkmal sehen – solch einen Account besuchen, wenn man an diesen Menschen denkt , sich zu erinnern und noch einmal zu lächeln.
    Herzlichen Dank und liebe Grüße
    Ulli

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  5. Ich habe auch zwei Mitbloggerinnen, die inzwischen von dieser Welt gegangen sind. Ich mag ihre Blogs auch nicht löschen. Wieso auch. Das bisschen Speicherplatz, das die ungezählten Erinnerungen an diese Menschen beherbergt…

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  6. Ich finde gut, dass bei dir bei dem Thema Alltag „der Tod“ auftaucht. Denn obschon der Tod oft verdrängt wird, gehört er doch zum Alltag dazu. Jede Zeitung erzählt im Grunde täglich davon.
    Leben und Tod sind wie Tag und Nacht, sie gehören zueinander und das eine geht nicht ohne das andere. Wenn wir nie sterben würden, hätten wir nie gelebt.
    Ich glaube, wenn wir den Tod nicht tabuisieren (was du nicht machst, du schreibst ja hier darüber), macht das unseren Alltag reichhaltig und tief.
    Gestern war ich zu einer Kunstausstellung zum Thema „Tod“, wunderschön fand ich sie und berührend und tröstlich zugleich.
    Was den Umgang in den sozialen Netzwerken betrifft, finde ich sinnvoll, wenn wir zu Lebzeiten überlegen, was mit unseren sozialen Kanälen geschehen soll und wir es den uns nahen Menschen mitteilen.
    Auch ich kenne Internetseiten von Verstorbenen und empfinde diese als eine kleine Erinnerung.
    Ich glaube, mit dem Bewusstsein an den Tod, sollten wir wunderbare lebendige Lebenstage genießen. Herzliche Grüße sendet Marion

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  7. Dein Beitrag passt gut in die vorösterliche Zeit, lieber Arno. Für mich ist entscheidend, den Menschen, der gegangen ist, im Herzen zu behalten. Ich habe die Blogs von Verstorbenen (es sind 3) in meiner Blogliste und habe sie auf ‚privat‘ gestellt. So kann ich immer mal nachlesen und schauen, wenn ich mit diesem Menschen noch einmal ‚allein‘ sein will.
    Von einer verstorbenen Blogfreundin habe ich auch die Zugangsdaten zum Löschen. Sie ist seit 5 Jahren tot und immer noch zeigt mir die Statistik, dass hin und wieder jemand vorbeischaut. So werde ich es belassen, so kann der Verstorbene gewissermaßen weiterleben.

    Danke für deinen Gedankenanstoß, lieber Arno.

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  8. Bücher werden ja auch nicht vernichtet, wenn der Autor verstorben ist. So kann ein Blog ja auch eine Art Vermächtnis sein. Man kann ihn besuchen und sich erinnern. Wenn jemand wünscht, dass sein Blog ihn nicht überlebt, kann er ja eine Person seines Vertrauens mit der Löschung beauftragen. Aber bei vielen Blogs, in denen ich gerne herumstöbere, wäre das echt schade, wenn es sie irgendwann nicht mehr gäbe.

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  9. Ich danke euch sehr für eure wunderbaren Kommentare, denn jetzt komme ich mir nicht mehr schräg vor, nur weil ich meine Kontakte nicht löschen mag. Außerdem habt ihr mir inspirierende Denkanstöße gegeben ❤

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  10. Wir leben alle so lange weiter, wie sich jemand an uns erinnert und da käme es mir nie in den Sinn, einen Blogger, der nicht mehr unter uns weilt, aus meiner Followerliste zu löschen. Mich verbindet mit diesen Menschen, auch wenn ich die meisten nur virtuell kenne , doch sehr viel und das möchte ich mir bewahren.
    Ein herzlicher Gruß an Dich vom Dach in Hanau, Karin

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  11. Das kenne ich auch, bzw. das Frauchen und sie empfindet das wie Du.

    „Auch habe ich bisher keinen dieser Accounts gelöscht oder entfernt, denn es käme mir falsch vor, so, als ob ich einen Freund einfach aus einer Liste streiche. “

    Frauchen hat das Gefühl, sie leben noch ein bisschen weiter, wenn wir uns an sie erinnern durch die Gegenwart ihres Blogs, bzw. Twitteraccounts. Das ist auch etwas tröstlich…

    Liebe Grüsse vom kleinen Kater Steve mit Frauchen 🙂

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  12. Lieber Arno, DANKE für dieses große Thema und JA es geht mir ebenso. Ich habe begonnen meinen verstorbenen Freunden Erinnerungen auf Ihre Seite zu posten, dorthin, wo andere „Freunde“ zum Geburtstag gratulierten. Alles Gute! Aber der tote Freund antwortet nicht. Es ist mir lieber, ein Foto aus der Gemeinsamkeit vergangener Zeiten auf diese Seite zu laden, auch damit klar ist, er/sie war, aber ist nicht mehr, außer in meinen Gedanken.

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