Alltag April 2019

P1200825Von der künstlerischen Seite her betrachtet, befinde ich mich hier in sehr guter Gesellschaft, denn Ulli Gau, welche ebenfalls das Thema „Alltag“ ausgeschrieben hat, Gerda Kazakou und Susanne Haun sind echte Schwergewichte, was das Thema Kunst angeht. Jede hat ihren ganz eigenen Stil und ihre Schaffenskraft ist unglaublich. Viel zu viel, um jeden Beitrag genug würdigen zu können, aber nie genug, um sich alles ansehen zu wollen.

Heute erzähle ich von meinen Anfängen, im Alter von fünf Jahren, als ich zu meinen Großeltern zog, für eine lange Zeit. Damals fuhren die beiden zu Messen, und wenn keine Schule war, durfte ich mit, und als kleiner Knirps konnte ich natürlich bei jedem Aussteller machen was ich wollte 🙂 Sogar bis in die Tagesschau habe ich es geschafft, weil mein Opa so ein unterhaltsamer Präsentator war 😉 Zu Hause war er Kunstmaler und als ausgebildeter Bauhausschüler wirklich gut, weshalb er zu duzenden Kopien großer Meister anfertigte. Mona Lisa, Der Mann mit dem Goldhelm, Das Mädchen mit dem Perlenohrring und so viel mehr. Stundenlang saß ich hinter dem Stuhl meines Großvaters und beobachtete fasziniert die vielen kleinen Pinselstriche oder das Spachteln von Laub oder das mischen von Farben. Selten hat er gezeichnet, weil es ihm wohl zu profan war, aber er hat mich darin unterrichtet. Zuerst musste ich Schachteln aus allen möglichen Perspektiven zeichnen, dann Obst, dann andere Gegenstände, bis wir schließlich zu Menschen kamen. Das hatte mich schon immer beeindruckt und seine meistgestellte Frage an Kunden war, „Soll es ähnlich werden oder schön sein?“ Die meisten waren für schön, doch mein Opa sagte mir, dass es auch bei solchen Arbeiten darauf ankäme den Charakter eines jeden Menschen zu malen, wofür ich unglaublich lange benötigt habe. Erst über 10 Jahre später habe ich dann ebenfalls Auftragsarbeiten übernommen, und im Gegensatz zu heute, wo alles billig sein muss, hat mir eine Zeichnung bis zu 350 DM eingebracht. Als die Leute dann anfingen zu feilschen, habe ich nie wieder etwas verkauft und alle Arbeiten behalten, und nur ganz besondere Menschen bekommen eine Zeichnung von mir als Geschenk. So wie bei dem Bild von Milou.

Mein Arbeitsmaterial war ein flacher Kohlestift auf Zeichenkarton und sogar ein spezielles Radiergummi (was es früher nicht gab, weshalb null Fehler Toleranz herrschte). Die Größe ist A3, was wirklich schwierig für mich ist, da ich mich schwer tue viel größer zu zeichnen als das Original ist, weshalb es auch nicht beim ersten Mal geklappt hat. Als Rechtshänder (überwiegend) zeichne ich immer zuerst das linke Auge, dann das andere und anschließend die Nase, der Rest ergibt sich perspektivisch. Manchmal ist auch die Nase als zweites dran, wenn die Ansicht schwierig ist. Im Fall von Milou fand ich es nicht leicht zu zeigen, dass er komplett schwarz ist, und dies ist auch nicht ganz gelungen, aber ich erkenne den kleinen Kerl wieder, und dann lasse ich mal alle Fünfe gerade sein 🙂 Heute bekommt meine Frau ihr Geschenk, natürlich zusammen mit einer leckeren Torte, und schon wieder ist ein Alltag von mir erzählt!

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30 Gedanken zu “Alltag April 2019

  1. Lieber Arno, ach und hach!!! 🙂
    Zunächst einmal danke für dein Lob und deine Anerkennung für mein künstlerisches Schaffen. Frau Zweifel muckert zwar im Hintergrund herum, aber ich lass sie, sie kann ja nicht anders, Frau Freude aber hat sie nun schon zum Schweigen gebracht.
    Immer, wenn ich etwas aus deiner Kindheit lese, denke ich, was du für eine wunderbare Familie gehabt hast. Klar, es gab bestimmt auch Herausforderungen, aber wo gibt es die nicht und schließlich braucht der kleine Mensch ja auch etwas an dem er wachsen, und von dem er sich abgrenzen kann.
    Gerne habe ich dir heute über die Schulter geschaut und dabei gedacht, dass auch du ein wunderbarer Künstler mit vielen Facetten bist!
    Herzlichen Dank und ganz liebe Grüße
    Ulli

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      1. 🙂 ich richte es ihr aus 🙂
        Übrigens … ist schon Mai … hab ich vergessen und vielleicht magst du deine Überschrift dahingehend noch berichtigen? Und wenn ich aus dem Fenster schaue, ist eben noch immer April … seufz –

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  2. Wenn ich die Fotos von Eurer Milou sehe, dann hast Du sie wunderbar getroffen! Diesen leicht spitzbübisches Ausdruck hast Du super hervorgehoben!
    Ich bin ja kein Profi, aber ich finde die Zeichnung sehr gelungen!

    Deine Erinnerungen an Deinen Großvater finde ich beeindruckend, zumal ich ein großer Bauhausfan bin!

    Und ich würde auch keines meiner Werke hergeben, wenn jemand daß Feilschen anfangen würde!😉👍

    Wünsche Dir noch einen schönen Restsonntag!

    Liebe Grüße Babsi

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  3. Was für ein schöner Einblick in dein künstlerisches Leben und was für ein schönes Beispiel dieses Schaffens. Geniesst den Kuchen, habt einen wunderbaren Sonntag. Liebe Grüsse, Sunny

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  4. Wie immer zum Fressen – auch gezeichnet. Deine Frau ist ein bißchen zu beneiden ob dieses Geschenkes (ist aber nett gemeint).
    Habt einen schönen Geburtstagsabend und für Milou ein virtuellen Hundekuchen von mir.
    Lieber Gruß, Karin

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  5. Ich finde überhaupt jeden, der etwas zeichnen kann, das hinterher auch so aussieht, wie die Spezies, die er zeichnen wollte, schon genial. Und in dieser Zeichnung erkennt man die spitzbübische Milou doch eindeutig wieder. Das Geschenk ist bestimmt super angekommen! 🙂

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