Alltag Juli 2019

P1210657Je länger das Projekt von Ulli Gau läuft, desto mehr Themen fallen mir zu meinem Alltag ein. Es dauert eben eine Weile, bis man sich selbst so gehäutet hat, dass der innere Dauerkern zu sehen ist. Heute geht es um Suchen und Haben.  Mein Urlaub im Juli hat mich zu diesem Thema gebracht, weil mir noch nie dieser Umstand aufgefallen war.

Ich bin wirklich gerne Zuhause. Mein Heim vermittelt mir alles, was ich mir wünschen könnte. Ein schönes Schlafzimmer mit Vogelgezwitscher am Morgen, ein gefüllter Vorratsschrank, um jederzeit etwas Neues zu kreieren, ein gemütliches Wohnzimmer zum entspannen, ein Studio, falls mich die Fotografie lockt und ein Büro in dem ich arbeite und kreativ bin. Doch irgendwann kam in der Familie der Gedanke eines gemeinsamen Urlaubes auf, warum auch immer. So habe ich eine schnieke Unterkunft an der Nordsee gesucht und gebucht. Ab da fing es an! Ich suchte Ausflugsmöglichkeiten, ich suchte meine sieben Sachen für die Reise, ich suchte die Fahrtstrecke, ich suchte die Wohnadresse, den nächsten Supermarkt, Bäcker, Strand, Café, Kinkerlitzchen-Laden, Parkplatz, Tiere, Locations, Drogerie, Ruhe …, fand diese aber nicht. Es war zu viel Sucherei und zu viel los – jeden Tag. Das soll überhaupt keine Beschwerde sein, denn ich suchte ebenfalls Motive und wurde geradezu überschüttet damit. Ein Paradies für einen Fotografen, und so drückte ich annähernd 2000 Mal auf den Auslöser, suchte die besten Bilder heraus und löschte die nicht so guten, denn ich war komplett analog unterwegs, ohne Laptop, Festplatte, Telefon. 10 Tage war ich ohne Social Media, und es hat mir nicht eine Sekunde gefehlt, obschon ich die letzten 15 Jahre, mit Ausnahme schwerer Erkrankungen, täglich damit zu tun hatte. Die erste Woche wieder Daheim habe ich benötigt, um mich vom Urlaub zu erholen, so wie alle Familienmitglieder, außer Goldstück und Pepe. Der Rest war Urlaubsreif 🙂

Es wird wohl eine ganze Weile brauchen, bis ich mich wieder auf eine längere Reise einlasse, weil ich woanders nicht wirklich schlafen kann, alles hier habe, und nichts dauernd suchen muss. Das Gehirn ist sowieso auf Lückenfüllerei programmiert, weshalb wir in unserer gewohnten Umgebung keinerlei Anstrengung verspüren, während wir schnell in Stress geraten, wenn wir in einer neuen Situation auf Hochtouren funktionieren müssen. Um da abschalten zu können, sollte man entweder Zeit haben oder Erholung suchen wollen. Sich zu Hause zu fühlen, wie im siebten Himmel, ist ein echtes Geschenk, auch wenn anderen es besser gefällt auf meinen Bildern die Welt ein wenig zu erkunden. Mag sein, dass ich in meinem Leben einfach genug gereist bin oder es ist eine Einstellungssache, doch auf jeden Fall ist es Zuhause wirklich am Schönsten!

Euer Arno …

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50 Gedanken zu “Alltag Juli 2019

  1. Der Ausnahmezustand des Reisens schärft die Sinne und ist insofern auch wichtig, um das Zuhause in all seinen Schönheiten wahrzunehmen und zu genießen. Wer immer in seinem Alltag verharrt, stumpft leicht ab und verliert sich in Tagträumereien an andere Orten. Reisen hilft also, präsent zu bleiben – dort und hier.

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  2. Du sprichst mir aus dem Herzen!!! In diesem Jahr außer im Februar auf den Kanaren, nur Urlaub im Wochenendhäuschen. Es ist regelrecht eine Erleichterung, einfach nur loszufahren und nur ein paar Dinge mitzunehmen. So gerne ich unterwegs bin, aber die Planerei vor Wanderurlauben ist auch immer Stress. Befreit davon fahren wir einfach in unser zweites zu Hause. Zudem das Wetter im Juni war bombig im Hunsrück und die Wanderungen abwechslungsreich und landschaftlich sehr schön. Das Klima haben wir auch nur Anfang des Jahres verpestet und der überfüllte Luftraum, wir waren diesmal jedenfalls nicht dabei!

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  3. Lieber Arno, von Sabine Meile habe ich ein entzückendes Bändchen mit dem Titel
    „Ich habe die Lust zu reisen gegen einen Rosenstrauch eingetauscht“ und so handhabe ich es seitdem wir unser Dachdomilzil (mit Kater) haben. Als mein Mann noch lebte, sind wir ab 2000 jeder allein (er mehr, ich weniger) gefahren, heute, da ich allein bin, zehre ich von den vielen früheren Reisen davor, die wunderschön waren. Zudem würde mir mein Geldbeutel Reisen und Kulturevents nicht gestatten und auf letztere möchte ich keinesfalls verzichten. Ich benutze für mich immer den Begriff Armchairtraveller und schaue mir Bilder, Berichte in den Blogs an, meine gute gefüllte Bibliothek bietet weitere Anreize zum Neu- und Wiederlesen. Ich vermisse nichts.
    Deswegen kann ich Dich gut verstehen und mich in Dich einfühlen. Junge Menschen müssen raus, die Welt erkunden und können damit nicht früh genug anfangen, nur so lernen sie Toleranz anderen Völkern, anderen Sitten, Lebensgewohnheiten gegenüber. Ob sie sich später dem Massentourismus ergeben, steht auf einem anderen Blatt.
    Dir in Dein Wohlfühldomizil einen herzlichen Gruß vom Dach, Karin

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  4. Neue Orte sind stets spannende Herausforderungen für mich. Aber bis auf die „merkwürdige“ STOP-Verkehrsregel fühle ich mich in den USA wohl. Bei einem kürzlichen Besuch in China musste ich aber doch über das seltsame Schriftverständnis der Chinesen lachen. Was die immer für einen „Unsinn“ schreiben! 😉

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  5. Kann ich sehr gut nachvollziehen! Ständig auf Reisen sind wir nie gewesen. Aber – alle paar Jahre haben wir Ziele bereist, die uns sehr interessiert haben. Zumeist hatten wir das Glück, dass dort Freunde von uns lebten, langjährige Freunde. Dort durften wir überwiegend wohnen, und diese Freunde konnten auch jederzeit bei uns unterkommen. Ein Geben und Nehmen. Und so bereisten wir Californien, Oregon, State Washington, Alaska, Australien (dort lebt ein Teil meiner Familie). Die USA besuchten wir auch mehrfach. Ohnehin gibt es in unserer Familie italienische Wurzeln, französische Freunde (Mt. Blanc) usw., da waren wir immer wieder.

    Und heute? Da urlauben wir in unserem Urwaldgarten und genießen die Ruhe, wenn alle anderen in die Ferien fahren. Einfach sensationell ruhig und – mächtig erholsam.

    Herzlichen Gruß, Brigitte

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  6. Alles darf sein zu seiner Zeit. Je älter wir werden, die Welt in allen unseren Möglichkeiten eingesammelt haben, desto mehr verschieben sich die Prioritäten und das kuschlige Nest wird zum Hafen.

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    1. Jetzt gehts langsam schon wieder und erwache aus dem Wintersch…,äh, Urlaubsschlaf 😀 Zurzeit ist verreisen einfach zu anstrengend für mich, dafür ist mein Biotop der Hingucker aller Nachbarn. Die fahren sogar mit den Autos langsamer, um mal zu gucken! Wenn das nicht ökologisch ist 😉 Hab einen fabelhaften Höhlensonntag!

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  7. Lieber Arno, gerade eben kann ich dir richtig gut nachfühlen! Die eine Woche Ferien in Italien war toll und ich kam tatsächlich erholt zurück, allerdings lasse ich mich auch gerne treiben und entdecke beim Treibenlassen eben all das, was es braucht: Einkaufsmöglichkeiten, kleine Restaurants, Bäckereien etc., das ging sogar mit Tochter und den zwei Enkelkindern – dann aber kamen die 10 Tage Lothringen, dort „arbeite“ ich zwar jedes Jahr mit den Jugendlichen, aber in diesem Jahr passierte zudem so viel und waren auch wieder die Tochter und Enkelkinder mit, sodass ich nun wirklich urlaubsreif bin. Ich habe mir dazu überlegt, dass ich nun wirklich mal umsetzen will, was ich gelernt habe: mich in mir und in meinem Alltag auszuruhen – soo heissen Pausen zu machen und auch wieder täglich zu meditieren.
    Ich hoffe ja sehr, dass du uns noch ein paar Bilder zeigen wirst 🙂
    Herzensdank an dich und auch einen Herzensgruss,
    Ulli

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    1. Guten Morgen liebe Ulli! Natürlich gibt es auch weiterhin jeden Monat Bilder, doch bisher ist der Augustordner noch sehr schmal 😉 Zurzeit freue ich mich tatsächlich über einige Regenfälle und etwas kühlere Temperaturen, auch wenn jetzt einige über das Ende des Sommers jammern, aber Regen gehört eben auch zum Sommer, zumindest für mich 🙂 Schönste Sommergrüße zu dir ❤

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  8. Ein feiner Bericht (nun mußte ich doch mal wieder nach langer Zeit hierherr flitzen, eigentlich liegt es nur an der Zeit, die viel zu schnell vergeht *g*), den ich pber Deinen Alltag finde.
    Ich reise erst mal nicht besonders gerne, lasse mich aber gerne mitziehen und genieße dann auch.
    Aber jemand, der wirklich gerne und aus einem dringenden Bedürfnis heraus verreist, der war ich noch nie, weil ich gerne lebe, wo ich lebe, nie an Langeweile leide, sondern mir immer nur die vermalledeite Zeit wegrennt…
    Es gibt so vieles zu entdecken, da muß ich mich nur umdrehen und schon finde ich wieder etwas 🙂

    Liebe verrständnisvolle Grüße von Bruni

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  9. Lieber Arno! Wie treffend Du die Urlaube beschrieben hast! Dieser Eindruck beschleicht mich auch immer öfters! Allein zwei Tage brauche ich, bevor Kind und Kegel im Auto ,,kleingefaltet sind …. Alles Liebe, Nessy

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  10. Lieber Arno, ich weiß genau, was du meinst. 😍 Ich war noch nie gerne von zu Hause weg, was nicht heißt, dass ich es nicht war, aber jedesmal freute ich mich wahnsinnig auf mein/unser schönes Zuhause mit Garten. Inzwischen mag ich das Verreisen für „nur“ ein paar Tage sehr gerne, einfach nur mal schauen wie es sich woanders lebt und vor allem „schmeckt“. Aber eine kleine Ausnahme gäbe es dann doch, denn ich wünsche mir, in ein paar Jahren für mehrere Wochen in Wien zu leben. 😊 Lieber Arno, genieße dein schönes Zuhause ❤️

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  11. Jetzt, wo ich nicht mehr arbeiten muss, bin ich gern unterwegs, ich habe die Ruhe und die Zeit und dabei entdecke ich in meiner näheren Umgebung so wunderschöne Dinge. Auch mit dem Zug kann man gut mal ein paar Tage andere Ecken in Deutschland erkunden.

    Flug- und Fernreisen habe ich lange hinter mir, Kreuzfahrten sind ein no go für mich und so schließe ich mich den Worten an: Warum in der Ferne schweifen … 🙂 .

    Liebe Grüße und einen guten restlichen August, lieber Arno,
    Anna-Lena

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    1. Leider scheint es zu aller Arbeitsleben zu gehören, wie die berühmten Lemminge, einfach mit Scheuklappen unseren Alltag zu vollziehen. Gerne würde ich diese Altersweisheit an junge Menschen übertragen, doch es scheint zurzeit, als ob diese schon bessere Augen haben und schon sehen, was wir erst jetzt wahrnehmen.

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  12. Jede(r) von uns ist ein Kind seiner/ihrer Zeit und so kann man doch froh sein, wenn so manche Erkenntnis heute schon früher als bei uns einsetzt … Daneben gab und gibt es die ewig Unbelehrbaren!

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  13. Pingback: Alltag -11- |

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