Verlogene Moral

Einst war es Cicero, der den Begriff „Moral“ im Zusammenhang mit der Ethik unters Volk brachte. Wir beschäftigen uns also schon mehr als 2000 Jahre mit dieser philosophischen Lehre, und gerne wird die Ethik bei uns als erstrebens- und schützenwert erachtet. Zuletzt gestern, als sich das Parlament ausnahmsweise mal frei von Parteizwängen für oder gegen die Widerspruchslösung bei Organspenden entscheiden konnte. Das Ergebnis ist bekannt, aber eine Lösung gab es nicht, denn ich werde bereits regelmäßig von meiner Krankenkasse befragt, ob ich nicht Organspender sein wolle. Jain! Und so wird es auch bleiben, aber warum bin ich so ein lebensfeindlicher Mensch?

Bereits im Grundgesetz ist die Ethik/ Moral ein hohes Gut und wird mit Anstand, Gleichberechtigung und Menschenwürde verbunden. Als die Gründer unserer Bundesrepublik diese Artikel verfassten, hatten wir den zweiten Weltkrieg hinter uns und uns konnte der neue moralische Anspruch auf uns selbst gar nicht hoch genug sein, trotz der damaligen Diskriminierung von Frauen, die weder einen eigenen Job suchen durften, noch Kinder abtreiben. Selbst heute schwebt die moralische Keule der Schwangerschaft über jeder Frau. Sie MUSS eigentlich jedes Kind empfangen, ob gewollt oder ungewollt, ob durch Gewalt verursacht oder mit Behinderung. Wir (meistens Männer) spielen uns als Hüter der Moral auf, bestimmen, was wir nicht zu bestimmen haben und verurteilen aufs Schärfste, sollte sich jemand dieser Ethik entziehen. Selbst Mord kommt da so leicht über die Lippen, als wäre es nichts, eine Frau als Mörderin abzutun, nur weil sie sich gegen ein Kind entschieden hat. Und die moralische Kirche steht da gerne vorne mit dabei, um die Falschheit dieses Vergehens im Namen Gottes anzuprangern. Die Lächerlichkeit dieses Umstandes ist den katholischen Kirchenfürsten nicht wirklich klar, denn sie kritisieren die Rasierklinge auf der sie selber reiten und dies schon seit deren Existens. Zum Glück haben wir das Grundgesetz, auf welches sich jeder Bürger/ Mensch in unserem Land berufen kann, oder?

In der Theorie ist das so, doch um dieses menschlich gemeinte Recht durchzusetzen benötigt es oft genug Anwälte, Richter und oberste Instanzen und trotzdem wird dieses Recht oft genug abgesprochen, denn wir sind eben nicht alle gleich, so wie es in unseren Artikeln steht. Eine Frau hat nicht dieselben Rechte wie ein Mann, einer armer Mensch nicht die eines wohlhabenden Menschen und ein kranker Mensch nicht die Möglichkeiten die ein gesunder hat! Warum ist das so? Wir sind eine moderne Zivilisation, leben in einer Demokratie, haben im Rücken einen Sozialstaat, welcher aus der Gemeinschaft aller 80 Millionen Menschen in Deutschland besteht, oder etwa nicht? Ginge es alleine um die Bürger unseres Landes, wäre vieles leichter und sicher ebenfalls moralischer. Doch woher nehme ich diese Theorie? Aus meinem Leben, wo Krankenkassen raten, doch zu einer anderen zu wechseln, weil die Kosten für das kranke Kind doch eine zu hohe Belastung für die übrigen Mitglieder sei. Solche Dinge habe ich im Elternverein für leukämie- und tumorerkranke Kinder erlebt. Ein Schlag in die Fresse der betroffenen Eltern, die viel besseres zu tun hätten, als zu solchen Terminen zur Krankenkasse zu fahren. Die Entschuldigung ist furchtbar einfach. Es wurde von „Oben“ befohlen und zack ist der Mitarbeiter aus der moralischen Menschenpresse heraus.

Solche Tatsachen habe ich einige erlebt, ob mit Krankenkassen, Krankenhäusern, Sozialämtern usw. wo ich gekämpft habe, damit die Gerechtigkeit und das Recht nicht auf der Strecke bleiben, nur weil sich jemand nicht zu helfen weiß. Da tun sich wahre Abgründe an Verwerflichkeit auf und dies alles als unser Vater Staat, der doch dieses Grundgesetz verteidigen soll, zu unserem Schutz und nicht zum Schutz vor Geldsparpolitik, Diskriminierung von Mensch und Tier (Massentierhaltung) oder Vermögen. Doch so sieht die Realität aus und wir alle müssen sie ertragen, auch bei der Organspendendiskussion. Als gäbe es keine andere Lösung als entweder spenden oder mit seinen Organen begraben zu werden. Doch, es gibt eine Lösung, aber meine Krankenkasse entrüstete sich empört, als ich schriftlich antwortete, warum ich keinen Ausweis haben wolle, denn ich will bezahlt werden für meine Organe! Nicht, weil ich persönlich noch etwas davon hätte oder weil es mir von religiöser Seite aus verboten ist, wie im Judentum. Von mir aus können meine Überreste in einem Pappsarg verbrannt werden und ich mache noch meine eigene Urne, wenn es sein muss, und dann reisen meine Hinterbliebenen nach Polen oder die Niederlande, wo die Verbrennung viel preiswerter ist, denn an meinem tot noch zu verdienen halte ich tatsächlich für moralisch bedenklich, wenn den Angehörigen der teure Sarg aus Eichenholz aufgeschwatzt wird, denn man will doch den Toten ehren oder etwa nicht?

Sollte ich alle überlebt haben und sich niemand finden lassen, der dann das Geld für meine Organe erben könnte, bekommt es laut Gesetz sowieso der Staat, also wo ist da die moralische Verwerflichkeit? Weil ich Geld dafür bekomme Leben zu retten? Soldaten bekommen Geld dafür Leben zu nehmen, Rüstungsunternehmen sind Lieferanten des Todes, Börsen handeln mit Getreide und wenn es keinen Erlös bringt wird die Ernte vernichtet, damit der Preis hoch bleibt. Damit werden im Jahr Milliarden verdient, meistens noch ohne jemals Steuern dafür zu bezahlen. Ist das Ethisch? Anscheinend hat keine Regierung Probleme damit Menschen ins Abseits zu stellen oder gar zu töten, doch Geld für seine Organe zu bekommen ist komplett undenkbar! Das finde ich nicht, denn bei all dem Geld, was alleine in Deutschland verdient wird ohne jeden Moralanspruch, was sind da 2500,- Euro für eine Niere, einen Lungenflügel, ein Herz, wenn man viele Menschenleben damit retten kann. Wer sich moralisch schlecht dabei fühlt Geld für sein letztes Gut zu nehmen, spendet eben kostenlos, weil es eine persönliche Entscheidung ist, so wie ein Kind kriegen zu wollen oder eben nicht.

Damit wir uns richtig verstehen. Falls jemals in Deutschland das Grundgesetz ethisch, moralisch, sozial und rechtlich angewandt wird, weide ich mich in der Stunde meines Todes gerne selber aus und lege meine Organe kostenlos auf Eis, doch bis dahin verschenke ich nichts, womit andere noch Geld machen.

Ihr, sehr moralischer, Arno von Rosen …


63 Gedanken zu “Verlogene Moral

  1. Sehr schwieriges Thema. Als neulich eine Kollegin meinte, alle wollten im Bedarfsfall Organe kriegen und kaum einer spenden, wurde mir klar, ich will gar keine Organe von einem Toten. Dann ist es eben Schicksal, dass ich oder einer meiner Lieben sterben muss.
    Ist meine sehr persönliche Meinung zu dem Thema.

    Gefällt 2 Personen

    1. Oh nein, tot darf man nicht sein, dann ginge das nicht. Nur Hirmtot, sonst sind die Organe nicht zu gebrauchen, aber niemand muss Organe nehmen, wenn man dabei ein ungutes Gefühl hat. Ich sehe es so wie du, wenn es Zeit ist, tritt man eben ab.

      Gefällt 5 Personen

  2. Lieber Arno,
    eine schöne Sichtweise, die Du Dir da zum Thema genommen hast.
    Kleiner Aspekt noch dazu: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
    Wo bleibt diese in unserer „Seniorenhaltung“. Da werden arme Menschen am Leben gehalten, von denen manche/einige/viele gar nicht mehr wollen. Die Betreuungseinrichtungen freut es. Eine laufende Einnahmequelle. Kann der Einzelne selbst nicht mehr zahlen, kommen Angehörige oder die Allgemeinheit dran.
    Quintessenz – wie schon die Deine: es geht immer nur ums Geld.
    Ein erfreuliches Restleben uns allen
    Dirk

    Gefällt 4 Personen

  3. Bei diesem Thema spalten dich die Geister. Aber ich finde es ziemlich unfair, dass so viele auch junge Menschen in unserem armen reichen Land sterben müssen, weil es aus welchen Gründen auch immer zu wenige Organspender gibt. Aber was ist, wenn diejenigen selbst ein fremdes Organ zum Überleben brauchen? Wie sieht es dann die Moral aus? Ich selbst trage seit vielen Jahren den ausgefüllten Organspenderausweis mit mir und wünschte mir vom Herzen, dass sich noch sehr viele andere Menschen dafür entscheiden, nach ihrem Ableben das Leben vieler anderer zu retten.🍀
    Liebe Grüße von Hanne

    Gefällt 4 Personen

    1. Liebe Hanne, da hast du vollkommen recht, denn nehmen werde die Organe viele, nur geben wollen viele nicht. Die Debatten im Bundestag sind da nicht wirklich hilfreich und vielleicht scheuen sich auch viele Politiker das Thema Geld anzuschneiden, aber damit wären die Probleme gelöst und diese Art Spende könnte genauso kontrolliert werden, wie die ohne Bezahlung.

      Gefällt 2 Personen

  4. Eine wahnsinnig spannende Frage und deshalb möchte ich gerne einige interessanten Punkte aufwerfen, die eine andere Lesart ermöglichen. Die moderne Gesellschaft, anders als alle zuvorigen Gesellschaften, ist insbesondere von einer Verdrängung des Todes charakterisiert. Gemeint ist, dass der Tote aus dem Sozialen verbannt wird und mit ihr die Relevanz des Religiösen zurückgeht. Beispiele finden sich überall, u.A die Verschiebung der Friedhöfe vom Stadtzentrum zum Rand oder das Krankenhaus als Ort des Todes (wohlgemerkt im Keller des Krankenhauses, dort wo der Tote vollständig seiner Sichtbarkeit entzogen wird) und die wenigsten würden widersprechen, wenn ich behaupte, dass der Umgang mit dem Tod ganz anders der jüngeren Generation nähergebracht wird. Noch nie gab es eine Gesellschaft aufgebaut auf das diesseitige Leben und ich stimme einigen Leuten zu, dass dahinter das Eindringen von ökonomischen Denken steckt (denn im Leben nach dem Tod verliert weltliche Akkumulation jeden Nutzen) und die Ausweitung der politischen Macht durch die Verdrängung der außerweltlichen Grenze. Gleichzeitig wird mit dieser Entwicklung dem Toten der Subjektstatus entzogen – im Bereich der Organspende sehen wir nichts anderes. Die Leiche ist zu einem Objekt geworden – vielleicht war sie nie etwas anderes, aber trotzdem hat sich unser Denken dramatisch zu einer Innerweltlichkeit entwickelt. Der Mensch begibt sich mit dem Tod in die Hände eines kalkulierten medizinischen Prozesses, wobei doch der Eintritt in die sozialen Sphäre den eigentlichen Zweck der Trauerbewältigung erfüllt. Die Idee ist nicht eine radikale Ablehnung gegenüber der Organspende (trotz meiner Verteidigung einer gewissen metaphysischen Vorstellung über den Toten – wohlgemerkt spielt es hier keine Rolle, ob tatsächlich Geister oder ein Jenseits existiert oder nicht existiert), tatsächlich muss ich mich dafür aussprechen, weil ich mich sonst gegen das Leben aussprechen würde (etwas was heutzutage undenkbar ist). Aber die Entscheidung der Organspende liegt nicht in den Händen der Individuuen, sondern wurde schon längst getroffen und wird sich trotz des vorläufigen Ergebnisses mit Sicherheit in den kommenden Jahren realisieren. Niemals wird allerdings der Kampf gegen den Tod als absolute Anormalität enden und sich in der Aufschiebung des Todes (der Körper soll mit allen Mitteln am Leben erhalten werden) und Trauer ausdrücken. Vielleicht bin ich schon morgen einer anderen Ansicht, denn das Thema sprudelt vor Ideen von denen nicht alle in das heutige Bild des Humanismus passen.

    Liebe Grüße, Jimmy

    Gefällt 7 Personen

    1. Stimmt Jimmy, unsere Gesellschaft wird immer mehr zu Todverweigerern. Viele wollen ewig leben, ewig jung aussehen und da stört der Tod, in welcher Form auch immer, nur die fröhlichen Zeitgeist. Vielen Dank für deine klugen Gedanken!

      Gefällt 3 Personen

  5. Übrigens hörte oder las ich noch nie davon, dass irgend jemand in unserer Zivilisation Geld für gespendete Organe erhält, was auch ziemlich unsinnig und wirklich unmoralisch wäre. Weiß aber, dass in armen Ländern ziemlich rigoroser Organhandel besteht, sich gesunde Menschen z. B. eine Niere entnehmen lassen usw um zu überleben, nur weil es zu wenige Spender gibt.

    Gefällt 2 Personen

    1. In andern Ländern ist es erlaubt gegen Geld Organe zu erwerben, doch da reden wir dann von 50.000 Euro und mehr für ein Organ. Was ist denn unsinnig und unmoralisch, wenn für Organe Geld gezahlt wird? Die Ärzte und Krankenhäuser bekommen ja auch Geld, um die Organe zu entnehmen und einzubauen …

      Gefällt 2 Personen

      1. Es ist leider wahr, dass in anderen Ländern mit Organen, teils am Schwarzmarkt gehandelt wird und somit zumindest reiche Leute sich damit ihr Leben kaufen können. Angebot und Nachfrage… Aber was ist mit den nicht so betuchten Menschen, vor allem Kinder die dringend ein neues Herz oder anderes Organ brauchen um zu leben? Es ist unmoralisch, dass arme Menschen ihre Organe für Reiche verkaufen, die es sich leisten können und unsinnig, dass es wegen Mangel an Spendern überhaupt so ist, sein kann! Stell dir vor dein Kind bräuchte ein neues Herz um weiterleben zu können und muss sterben, weil in unserem Land Organspender fehlen? Andere Länder wie z. B. Spanien haben damit weniger Probleme und das finde ich richtig klasse!
        Ärzte werden für ihre Arbeit bezahlt, wie fast jeder andere auch je nachdem welches Studium, Ausbildung und Fachwissen sie sich erworben haben… Aber ganz bestimmt nicht speziell für Organentnahme oder – einbau.
        Aber was solls und so hat jeder seine eigene Meinung, auch Einstellung dazu… 😉

        Gefällt 2 Personen

      2. Liebe Hanne und Myriade, es ist natürlich unmenschlich und unmoralisch, wenn mit Organen gehandelt wird wie auf einem Basar, so wie in Indien und das arme Menschen sich solche Sachen nicht leisten können, aber diese Art bezahlte Organspende meinte ich nicht, sondern einfach den legalen Kauf von Organen, wo die Summe und der Bietermarkt unmoralisch sind. Es wird vermutlich nie zu einem Verkauf in Deutschland kommen, da die Spender mit moralischer Indoktrination auf Linie gehalten werden, doch ich würde mich nicht schämen Geld zu nehmen und wer möchte könnte damit auch einen guten Zweck erfüllen. Der Tod wäre da ein weiteres Thema, wo alten und kranken Menschen gerne erzählt wird, dass es eine moralische Verpflichtung gibt, diese bis zum Tod im Siechtum zu halten.

        Like

    2. Dass ein Mensch so arm ist, dass er eine Niere verkaufen muss, ist ein Skandal. Doch es handelt sich immerhin um eine Lebendspende, setzt die Einwilligung des Spenders voraus. Tatsächlich ist der Organhandel so unschuldig nicht, denn er beruht auf Entführung, zwangweiser Entnahme eines Organs oder auf Mord mit dem Ziel der Merhfachgewinnung von Organen.. Viele Kinder aus den ärmsten Ländern haben ihre Augen verloren, damit sie reichen amerikanischen Kindern eingepflanzt werden konnten. Nur so als Beispiel. Wo soviel Profit drinsteckt, weil ein Reicher viel Geld geben wird, um selbst zu leben oder seinen Angehörigen zu einem frischen Organ zu verhelfen, gedeihen Mafien jeder Art. Das erste Gesetz müsste daher sein, dass NIEMALS von KEINEM Arzt ein Organ verpflanzt werden darf, dessen Herkunft nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist.

      Gefällt 6 Personen

      1. Du hast recht liebe Gerda, doch der Weg des Geldes lehrt uns andere Werte und Ärzte sind auch nur Menschen und eben nicht Götter in weiß. Ist die bezahlte Organspende in staatlicher Hand, wäre das zwar kein Garant für 100 prozentige Legalität, doch besser, als alles dem freien Markt auszusetzen.

        Gefällt 1 Person

  6. Lieber Arno,

    du bist Einer der Wenigen, die es wagen ihre Meinung so offen zu sagen. Gratulation! Deine Einstellung finde ich gesund, und – keineswegs irgendwie egoistisch (wie sollte man auch – tot ist tot). Auch ich werde immer wieder von meiner Krankenkasse belämmert mich mit einer Organspende zu befassen. Die können ganz sicher sein, das habe ich getan. Indem ich jahrelang einen Organspenderausweis mit mir getragen habe. Dann wurde es offiziell, dass man hierzulande gerne bestimmte Personengruppen bevorzugt mit Organen versorgte. Ich habe meinen Ausweis zerrissen. Solche ärztliche Überheblichkeiten hasse ich nämlich.

    Und nein, ich mag es auch nicht, mich in irgendetwas einzutragen, von dem ich nicht 100%ig überzeugt bin, dass meine Gabe an der richtigen Stelle landet.

    Ansonsten finde ich, dass man sich hierzulande mehr um die Menschlichkeit im Allgemeinen und weniger um die Konzerne (ständig!) kümmern sollte. Wir haben viele Baustellen und keine wird endlich begonnen.

    Warum eigentlich gehst du nicht in die Politik? Du würdest ein wenig aufmischen.

    Gefällt 6 Personen

    1. Ich kann deine Beweggründe verstehen, warum du deinen Ausweis zerissen hast, doch dieser Skandal war längst überfällig, denn es geht ja um was, und nicht alleine um das gerechte Patientenwohl. Ich würde sofort in die Politik gehen, aber gleich in die Spitze, denn ich kann keine moralisch monitären Kompromisse machen, so wie viele in der Parteienszene. Von unten angefangen bin ich erstens zu alt und zweitens zu störrisch, um jeden Mist mitzumachen nur um mich nach oben zu hangeln.

      Gefällt 4 Personen

      1. So ist das eben, Arno, wenn man nicht von Papa oder Mama Politiker gleich mit 18 in die politische Laufbahn gehoben wird, dann ist man, wenn man endlich Zeit hätte, einfach zu alt. Da könnte ich gleich mit Beispielen aus der Region aufwarten.

        Zu alt bin ich auch und zu störrisch (Querdenker) war ich schon immer.

        Gefällt 1 Person

  7. Vor fast genau sechs Jahren entschieden sich in meinem näheren Umfeld eine Ehefrau und ihre Schwiegermutter, die Organe des verstorbenen jungen sportlichen Mannes zu spenden. Sie könnten so ihre Trauer über den plötzlichen Tod besser verarbeiten, meinten sie beide. Die Organspende zu bezahlen, halte ich persönlich für fragwürdig, aber die Beerdigungskosten bis zu einem bestimmten Betrag könnte der Staat mit Sicherheit übernehmen. Das würde vielleicht den einen oder anderen dazu bringen, über eine Organspende nachzudenken. Ich jedenfalls möchte kein fremdes Organ, auch möchte ich keines spenden, es sei denn einer meiner Geschwister, Töchter oder Enkel wäre darauf angewiesen.

    Gefällt 1 Person

  8. Für mich ist wesentlich, dass der Entschluss zur Organspende ebenso wie das Annehmen einer solchen Spende freiwillig ist und dass im Vorfeld eine ausreichende Informierung der Öffentlichkeit stattindet. Dazu gehört unbedingt auch die Frage, ob „hirntot“ eine medizinische oder eine juristische Kategorie ist, die die Ärzte aus dem Entscheidungsdilemma befreien soll. Denn tatsächlich darf der Organspender ansonsten nicht tot sein, sonst wären seine Organe unbrauchbar.

    Deine marktwirtschaftliche Stellungnahme finde ich witzig, aber sie trifft für mich nicht den Kern. Für mich ist es kein ökonomisches und auch kein im engeren Sinne ethisches Problem, ob ich soll, darf, will, muss. Ich halte die Verpflanzung von Organen – mit Ausnahme der freiwillligen, durch Liebe begründeten Lebendspende einer Niere, eines Auges, einer Hand, oder von Rückenmark durch einen engen Verwandten – für eine Fehlentwicklung der Medizin. Es wäre besser, ich gäbe mein Geld und Gut weg (was ich aber nicht tue 😉 ) , als dass jemand sich ein Stück von meinem Organismus einpflanzen lässt, während ich hirntot bin. Warum? Er nimmt meinen Tod billigend in Kauf und wird damit in seiner Not (er selbst oder sein Kind, sein Partner ist krank und möchte leben) mitschuldig an einem Mord. Es ist eine Form des Kannibalismus.
    In dieser Diskussion wird immer wieder als Argument vorgebracht, dass so mancher nicht Spender werden will, aber sehr wohl ein Organ erhalten möchte. Das würde ich ebenfalls ausschließen.

    Gefällt 8 Personen

    1. Oh je, ein sehr schwieriges und sehr komplexes Thema.

      Als Arzt – ich habe allein > 20 Jahre verantwortlich onkologisch gearbeitet – sage ich ganz bewusst: Nicht alles, was heute technisch möglich ist, ist auch ethisch und nicht alles ist human.

      Persönlich habe ich etwa ein Problem mit der ausufernden Intensivmedizin, die es heute ermöglicht einen Körper „maschinell“ pro forma noch „am Leben“ zu erhalten, auch dann, wenn basale humane Lebensäußerungen bereits irreversibel erloschen sind.

      Mit der Transplantationsmedizin habe ich mich nie anfreunden können, es wäre für mich sowohl als Arbeitsgebiet, als auch als potentieller Empfänger nie in Frage gekommen. Selbst als Atheist sage ich, ich halte es für einen Irrweg, dass Mediziner auf dem Hintergrund des Machbaren immer häufiger dazu neigen „Gott sein zu wollen“.

      Mein persönliches ärztliches Credo: Es wird geboren und es wird gestorben. Meine Pflicht sehe ich darin meinen Patienten zu helfen, die Zeit „dazwischen“ so lebenswert wie möglich gestalten zu können.

      Die Lebenserhaltung ‚um jeden Preis‘ dagegen gehört nicht zu meinen ärztlichen Aufgaben.

      Den Beitrag von Gerda (gkazakou) würde ich gern Wort für Wort unterschreiben.

      Im übrigen wird die Gesellschaft perspektivisch nicht umhin kommen sich der Diskussion dieser sehr basalen und zentralen Fragen zu stellen, auch wenn wir uns naturgemäß aller gern davor drücken würden.

      Gefällt 7 Personen

      1. Guten Abend Rainer! Ganz herzlichen Dank für die moralische Stütze aus Arztsicht. Der Mensch befasst sich allgemein kaum mit dem Gedanken nicht alles zu machen was geht, egal wie hoch der Preis sein mag. Das gilt nicht nur für die Medizin im Allgemeinen, sondern auch für jegliche Forschung. So weit ich informiert bin, wird gerade an künstlich erzeugten Organen auf digitaler Basis gearbeitet, um schneller Studion an „menschlichen Körpern“ machen zu können. Da ist es nur noch ein kleiner Schritt alle Organe künstlich in Originalgröße zu produzieren und einzubauen. Voila, haben wir ein längeres Leben und all die Konsequenzen die dies mit sich bringt.

        Gefällt 1 Person

    2. Ich weiß nicht wie sich ein Hirntod anfühlt, doch in meiner Vorstellung ist da gar nichts mehr und wenn das so ist, wäre es für mich auch kein Mord, aber ob es da Möglichkeiten gibt jemand juristisch für Hirntod zu erklären, entzieht sich meiner Kenntnis, doch nichts ist perfekt in der Welt der Medizin.

      Like

  9. In der Art habe ich noch gar nicht über die Organspende nachgedacht, lieber Arno, ich finde allerdings, dass dieser Gedanke „Organe für Geld“ wirklich etwas hat.
    Ich selbst will keine fremden Organe, einfach aus dem Grund, weil Unsägliches im Organhandel passiert, hier will ich nicht drin verwickelt sein. Als im Gespräch gewesen ist, dass mein Bruder vielleicht eine Niere bräuchte habe ich mir das schon überlegt, die hätte dann aber eben auch nicht gepassr und somit war das Thema wieder vom Tisch. Die selben Überlegungen hätte ich bei meinen Kindern und Enkelkindern und natürlich bei meinem Mann, aber ansonsten will ich auch nicht spenden.
    Ich glaube, dass sich bei diesem Thema mal wieder die Geister scheiden. Froh bin ich, dass ich weiterhin die Wahl habe. Dieser Herr Gesundheitsminister hat eh viele krause Ideen …
    Und was nun das Grundgesetz anbelangt, ja, manche sind gleicher als andere und auch das regt mich schon mein Leben lang auf.
    Ich danke dir für diesen Gedankenstubs und grüße dich herzlich,
    Ulli

    Gefällt 4 Personen

    1. Wir haben aktuell einen Fall in der nahen Familie und es wird nach einer passenden Niere gesucht, doch bin ich auch der Ansicht, dass solche Eingriffe aufs Nötigste beschränkt wären und innerhalb der Familie gelöst werden sollten, doch ich kann jeden Menschen verstehen, der noch ein wenig mehr leben möchte und vielleicht sieht es aus deren Sicht ganz anders aus. Meine besten Grüße zu dir!

      Gefällt 3 Personen

  10. Hier enthalte ich mich der Stimme, fast.

    Wenn mein Leben abgelaufen ist, dann ist dies so, dann sterbe ich.

    Weder möchte ich eine Chemotherapie zur Verlängerung meines Leidens, noch möchte ich mit dem Organ eines anderen weiterleben, der deswegen nicht sein Sterben erfahren durfte.

    Gefällt 9 Personen

  11. Lieber Arno!
    Danke für den guten Artikel! Das ist eine lustige, wenn auch rein hypothetische Idee. Denn wahrscheinlich kann man Deine Organe leider eh nicht brauchen. Denn es ist nur in einem sehr kleinem Zeitfenster möglich, die Organe zu durchbluten, wenn der Tod eingetreten ist. Dies geht in der Regel nur bei einem Hirntod, der ein relativ seltenes Phänomen ist, sodass nur wenige Verstorbene überhaupt für eine Organspende infrage kommen. Außerdem wirst Du wahrscheinlich niemand finden, der (zumindest auf legalem Weg) Geld dafür bezahlt … Dir alles Liebe und ein langes, schönes Leben in Frieden …ohne Kopfschuss oder Hirninfarkt, Nessy

    Gefällt 3 Personen

    1. Liebe Nessy, so nette Wünsche hatte ich wirklich noch nie 😀 Hirninfarkt ist fast ausgeschlossen, haben bereits mehrere MRTs gezeigt (als ich an einer Hirnforschungsstudie teilgenommen habe) und Kopfschuss kommt alleine wegen des Lärms nicht in Frage 😉 Ich denke mein Herz, meine Lungen und die Nieren sind super, über den Rest breiten wir den Mantel des Schweigens … Beste Wintergrüße zu Dir!

      Gefällt 1 Person

  12. Lieber Arno,
    ich finde den Gedanken, die eigene Organspende zu monetarisieren, nur konsequent.

    Denn im gesamten Gesundheitssystem von den Krankenkassen über die Ärzte bis zu den Krankenhäusern ist das kapitalistische Effizienzdenken einer ach so freien Marktwirtschaft längst eingezogen. Aus eigener Erfahrung habe ich erlebt, wie in Krankenhäusern der Leistungsdruck einer Abrechenbarkeit zu stromlinienförmigen und dennoch dysfunktionalen Systemen führt. Jede weitere Runde der Berechenbarkeit von Leistungen beschleunigt diese eigentlich inhumane Entwicklung. Die Blüte der alternativen Medizin wird befeuert von der mangelnden Förderung der Empathie und der fehlenden Zeit für den Menschen, das durch die Fallpauschalen für die Schulmedizin nur sichtbarer wird. Natürlich sind Krankenkassen in erster Linie Wirtschaftsunternehmen, umso mehr da sich Deutschland ein zweigleisiges System mit Privatkassen leistet. Die Idee, dass, wenn alle Egoismen eines ungehemmten Spiels der unterschiedlich starken Kräfte sich frei entfalten dürfen, dies zur besten aller möglichen Welten führt, diese Idee haben doch nur ungetrübte Wirtschafts-Liberalisten und die Nutznießer fehlender Grenzen und schwacher Kontrollen. Für eine wirklich humane Haltung zur Gesundheit des Einzelnen reden wir wohl wieder über eine andere Gesellschaft als die real existierende.

    Das Gesundheit und deren Behandlung bei Schwächen man sich immer noch leisten können muss, hat sich nie geändert. So ist die Frage der Organverpflanzung auch immer eine Frage des Geldes oder vergleichbarer Tauschwerte. Wir sind hier in der privilegierten Situation einer ersten Welt, die sich dennoch eine Drei- bis Vier-Klassenmedizin leistet. Und die Aussicht, dass künftig die fehlenden Organe aus den eigenen Zellen mit 3D-Druckern erzeugt werden können, vereinfacht nur das moralische Dilemma auf fremde Ressourcen angewiesen zu sein. Es wird – wie die ganze Operationstechnik dazu – lange Zeit ein Luxusprodukt sein.

    Im Beitrag und auch in den Kommentaren wird aber auch ein ganz anderer Gedankenstrudel bei mir in Gang gesetzt, bei dem viele sich widerstrebende Vorstellungen fröhlich durcheinander wirbeln:

    Wie halte ich es mit dem Tod? Die einfache Version ist, wo der Tod ist, bin ich nicht. Für mich endet meine Existenz mit dem Tod. Eine transzendentale Welt ist mir verschlossen, da mag ich auch nicht spekulieren. Wenn ich in den Erinnerungen von anderen „weiterlebe“, ist dies die Welt der anderen, aber nicht mehr meine. Von daher kann es mir egal sein, was mit dem Körper geschieht, wenn das Leben endet. Da ich sehr kopfbestimmt bin, ist die Funktion des Geistes für mich ein entscheidendes Kriterium für ein lebenswertes Leben. Da könnte ich doch mit der Definition „hirntot“ für das Lebensende gut leben. Andererseits sagen mir meine bisherigen Erlebnisse mit Tod und Sterben auch, dass das Leben ausschleicht. Es dauert eine geraume Zeit, bis nach dem Ausbleiben zentraler Funktionen der Körper eine wirklich leblose Hülle wird. Dies teilt sich auch deutlich in der Wahrnehmung mit und geht nur verloren, wenn der Tod ausgesperrt oder in den Keller verbannt wird. Da ist die Entnahme von Organen sicher ein Eingriff in den Sterbeprozess, da ja nur dann die wertvollen Rohstoffe gewonnen werden können. Wie gewaltsam das empfunden wird und ob es für einen gewünschten Zweck hingenommen wird, ist immer eine Ermessensfrage. Das mag ich für mich noch nicht wirklich abschließend entscheiden.

    Die Vorstellung, dass es auch als Kannibalismus gedeutet werden kann, wenn menschliche Körper für andere Menschen weiterverwertet werden, ist da nicht so absurd, wie es vielleicht gern erscheinen würde. Ist der Kannibalismus doch eines der stärksten Tabus in der westlichen Gesellschaft. Und natürlich fragt man sich, ob dann die Proteingewinnung für die Ernährung aus menschlichen Kadavern nicht auch ein weiterer logischer Schritt für die ausgeglichenere Ressoucenbilanz wäre: „Soylent Green ist Menschenfleisch“ die entsetzte Anklage im Film „2022, die überleben wollen“ wäre dann nur eine Prognose des Kommenden.

    Aber genau das muten wir in der Massentierhaltung unseren Mitgeschöpfen zu und freuen uns sogar, wenn sie uns in Vielem doch möglichst ähnlich sind. Wie z.B. die hochintelligenten, neugierigen, sozialen Schweine in ihren Stahlkäfigen, die uns dabei so wenig wert sind, dass ihre „Erzeuger“ mit Treckerdemos um das eigene Überleben kämpfen.

    Wie groß ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier? Sind wir wirklich mehr als denkende Tiere, umgeben von anderen denkenden Tieren, die wir zum Glück nur nicht so gut verstehen? Ist es mehr als ein pures Machtgefälle, das uns auf die selbstgewählte Spitze der Nahrungskette hebt? Bleibt da unsere Ethik nicht auch bei jeden Einkauf auf der Strecke? Und dennoch werde ich nach diesen Zeilen den Einkaufszettel nehmen und mich im nächsten Supermarkt wieder schuldig machen. Ich bin keine „Umweltsau“ – das ist unfair gegenüber den Schweinen.

    Gefällt 3 Personen

    1. Guten Morgen lieber Wolfgang! Dies ist einer der besten Kommentare die ich je gelesen habe. Sehr reflektiert und ja, wir machen uns alle moralisch schuldig, bei jedem Einkauf, bei jedem Flug, bei jeder Autofahrt usw. Doch da sind wir unbeobachtet und können anonym das machen, was die Gesellschaft im allgemeinen gerne verurteilt. Ich wünsche dir einen möglichst schuldfreien Sonntag!

      Like

  13. Mit diesem Beitrag hast du ja eine schöne Disskussion ausgelöst 😅 Ich bin auch gegen Organspenden (u.a. aus den bereits in den Kommentaren genannten Argumenten) und ich würde, wie die meisten Gegner, selbst auch kein fremdes Organ annehmen wollen. Der Tod gehört nun mal zum Leben, leider auch für manche Kinder.

    Gefällt 2 Personen

  14. Da sag‘ ich zur späten Stund‘ nur eines
    «Pecunia non olet»!

    Und ja, im Prinzip Du hast vollkommen Recht, denn weswegen solltest Du kein Geld für Deine Organe bekommen, wenn der Staat damit Geld macht? (Dasselbe gilt übriges für unser Blut, das wir gratis spenden und das zu horrenden Preisen weiterverkauft wird).
    Als Ökonomin kann ich Deine Forderung damit untermauern, dass in einer funktionierenden Wirtschaft jedes Gut seinen Preis, also einen bestimmten Gegenwert in Geldeinheiten hat.
    Es gibt eine Ausnahme: Das öffentliche Gut; ein reines öffentliche Gut hat keinen (Markt-)Preis. Nachzulesen in Kurzform auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96ffentliches_Gut#Reines_%C3%B6ffentliches_Gut.
    Und „Deine“ Organe sind ja wohl kein öffentliches Gut!

    Aber Dein BlogPost geht ja viel, viel tiefer und ich habe beim Lesen gespürt, was Dich an der ganzen Geschichte derart umtreibt. Im Übrigen plagen mich derart verlogene Machenschaften genauso. Nicht nachvollziehbar, die verlogene Moral gewisser Menschen / Gruppen / staatlicher und halbstaatlicher Institutionen.

    Gute-Nacht-Grüsse aus GrandEst nach Marburg, bT!NA

    Gefällt 1 Person

    1. Guten Morgen liebe Bettina. Ja, wie war das noch bei der Volkswirtschaft mit den freien Gütern? Luft, Sonne und Wasser? Das ist wohl auch komplett vorbei, denn wer saubere atembare Luft haben will, zahlt ja ebenfalls für dessen Reinhaltung. Es gibt immer jemanden, der aus unscheinbaren Dingen Geld schöpfen kann. Mitunter kann das Grundrecht auf Leben sehr teuer werden! Meine besten Grüße zu dir aus dem eiskalten Marburg!

      Gefällt 1 Person

      1. Bonjour Arno,
        genau SO ISSES… !!!
        Aber eben, ich wollte dies deshalb (mit den öffentlichen Gütern) erwähnt haben, weil man genau darin den skurrilen Umstand sieht, dass man uns Bürger quasi gratis „ausweiden“ möchte, um mit unseren Eingeweiden einen Organhandel zu betreiben.
        Dieses Thema ist vollkommen absurd und ich möchte mir das Horrorszenario nicht ausmalen, als No-Name-Person jemals als „aussichtslos diagnostiziert“ auf dem OP-Tisch zu liegen, weil im OP nebenan ein Promi oder sonst eine wichtige Persönlichkeit dringend ein frisches Organ bräuchte…
        Frostige Grüße aus Basel, Bettina

        Gefällt 1 Person

  15. Moin Arno.
    Hanne hat mir den Links auf deine Seite geschickt.
    Sehr interessant und ich muss gestehen, dass mir wirtschaftliche oder ökonomische Aspekte zu dem Thema Organspende bisher so nicht untergekommen sind. Mein Blickwinkel ist eher der aus der Betroffenen-Ecke und zu dem Thema gibt es sicherlich verschiedene Sichtweisen auf ein und dieselbe Realität.
    Um nicht missverstanden zu werden: Das prangere ich nicht an und das ist vollkommen ok für mich.

    Ich erlaube mir aus einem Kommentar von meiner Seite zu dem Thema zu zitieren:
    „In der Praxis sieht das erfahrungsgemäß allerdings anders aus. Wenn ein Spenderorgan die Ultima Ratio darstellt, dann ist den Kranken grundsätzlich das Leben näher als alles Geschwätz von gestern.“

    Ich kann das nicht beurteilen, aber das mag so sein. Grundsätzlich. Meine Erfahrung nach über 30 Jahren Umgang mit lebenshilfebedürftigen Menschen ist die, dass die Bereitschaft zur Organspende in dem Maße wächst, wie Menschen im Umfeld auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Mir ist kein Fall bekannt geworden, dass ein Hilfebedürftiger bzw. deren rechtliche Betreuer oder bei Kindern die Eltern von vornherein ein Spenderorgan abgelehnt haben.
    Wie gesagt, ich komme aus einer anderen Lebens-Ecke. Und in der kenne ich auch die ethische Frage, ob einem bspw. geistig Behinderten genau so ein Spenderorgan zusteht, bspw. weil die für ihn dringend erforderlichen Medikamente ein Organ geschädigt haben, wie einem Menschen ohne Behinderung?

    Ich will darauf an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen. Ich möchte nur einen anderen Blickwinkel aufzeigen, in dem Zahlen usw. überhaupt keine Rolle spielen.
    Viele Grüße von der Ostsee!

    Gefällt 1 Person

    1. Guten Morgen Sven und herzlich willkommen bei den Kommentaren! Keine Frage, jedem steht ein Spenderorgan zu, ob nun durch Medikamentenschädigen oder durch Behinderung verursacht ist gleichgültig. Ich habe solche Fälle in der eigenen Familie und kann wahrscheinlich deshalb das Verhalten der Politik nicht verstehen. Ich will nur versuchen dieses Thema aus der „Schamecke“ zu holen und zu einem normalen Vorgang zu machen. Ich sehe es wie du, wenn du erst einmal auf dem Sterbebett liegst, ist dir egal, ob jemand das notwendige Organ vorher in sich trug, denn es bedeutet DEIN Leben und die wenigsten halten die angestrebte Moral, darauf zu verzichten, durch.

      Gefällt 1 Person

  16. Wieder einmal, wie eigentlich immer, geht es um sehr viel Geld. Wenige (Eliten) bestimmen über andere (das Volk) und nutzen sie für ihre Zwecke (Wohlbefinden) aus. Wäre ich böse, würde ich nun sagen „Für die eigene Unsterblichkeit.“ Aber das ist natürlich nur ein Scherz … Oder?

    Gefällt 2 Personen

  17. Hallo Arno, auch ich habe deinen Artikel und die vielen Kommentare interessiert gelesen. Ich vertrete die klare Meinung für die Organspende und fände die immer wieder in der Politik diskutierte Widerspruchslösung ideal. Dies würde dazu führen, dass sich viele intensiver mit diesem Thema beschäftigen würden. Wahrscheinlich würde auch die Zahl der Spender steigen und damit die Gefahr von Missbrauch. Überall gibt es leider schwarze Schafe, aber deshalb die Organspende total abzulehnen, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich hirntot bin, dann möchte ich eben nicht jahrelang von Maschinen am Leben gehalten werden – was soll das für ein Leben sein? Was soll ich da bei der Organentnahme denn noch spüren? Haben wir da nicht alle lange Jahre von Religionen antrainierte Vorstellungen, die durch die Wissenschaft längst überholt wurden? Und wenn ich dank einer Organspende einigermaßen gesund leben könnte, dann würde ich diese Option auch gerne in Anspruch nehmen. Genauso ist es bei der Blutspende: wer empfangen will, sollte bereit sein, zu geben. Da von Kannibalismus zu sprechen erstaunt mich doch sehr … viele Grüße, Sandra

    Gefällt 1 Person

    1. Guten Morgen liebe Sandra! Ja, so ist es und auch ich war jahrelang Blutspender und die Widerspruchslösung war ja vom Volk gewollt. Warum sich diese Regelung nicht durchsetzen konnte verstehe ich ebenfalls nicht. Wie lange man überhaupt Organspender sein kann (bis zu welchem Alter), weiß ich ebenfalls nicht, doch ich habe Vorkehrungen getroffen nicht an Schläuchen zu hängen, denn was soll das für ein Leben sein? Für mich keines, doch es fehlt das Gesetz zur Eigenverantwortung und damit die Legitimation für Ärzte. Beste Frostgrüße aus Marburg!

      Gefällt 1 Person

  18. Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn es ums Kinderkriegen geht, besonders die Frauen den Frauen (r)einreden. Und Argumente á la „Ohne Kinder ist man gar keine Frau“ fallen da des Öfteren…

    Ich bin Organspender, weil ich mir denke ‚Nach meinem Tod brauch ich’s ja nicht mehr…‘
    Aber ja, es gibt auch beim Blutspenden die unbezahlten (DRK,…) und bezahlten (CSL, Haema,…) Varianten.
    Und ja, wenn in Deutschland dem Erben/Hinterbliebenen vorgeschrieben wird, den Verstorbenen nach Schema x zu beerdigen (und Pappsarg + Garten is halt nicht…), wieso dann eigentlich nicht auch im Gegensatz Geld bekommen, wenn man etwas „zu bieten“ hat…

    Dennoch hätte ich gern die Widerspruchslösung gehabt, ich glaube nämlich, dass es in der Natur des Menschen liegt, faul zu sein…
    Wie sagte ein Bekannter? „Wenn du in der Kassenschlange vor willst, frag nicht, ob jemand etwas dagegen hast, wenn du vorgehst, sondern sage, du gehst vor und wer etwas dagegen hat, soll sich melden. Denn es wird sich keiner melden…“

    Gefällt 1 Person

    1. Man merkt, dass du in Marburg nicht an der Kasse gedrängelt hast, denn die skalpieren dich ohne Vorwarnung 😀 Bei der Organspende stimme ich dir zu, denn die Menschen sind wirklich zu faul, um etwas zu machen, wahrscheinlich ebenfalls, wenn es um den Widerspruch ginge, auch wenn ich das für eine gute Lösung halte.

      Gefällt 1 Person

  19. Was leider viel zu selten erwähnt wird: der Hirntod ist sehr, sehr selten. Trifft manche Schlaganfall-patientInnen und Unfallopfer. Organempfänger warten im Grunde auf junge Motorradfahrer, die verunfallen. Hirntot bedeutet: ich sterbe auf dem OP-Tisch durch das Messer der Chirurgen. Meine Angehörigen können mich nicht im Sterben begleiten, wie sonst ja möglich. Als Organspender spende ich also auch ein würdevolles Sterben. Filmtip: „Fleisch“ von Rainer Erler – uralt, sehr hellsichtig.

    Lesen Sie mehr auf: https://bestatterweblog.de/organspende-aufbahrung-und-urne-aushaendigen/#comment-584113
    Copyright © Peter Wilhelm BESTATTERWEBLOG.DE

    Gefällt 1 Person

  20. Liebender Arno von den moralischen Rosen

    Eine schwere Kost Dein Beitrag und ich habe länger gezögert
    Davon zu kosten

    Ethik ist die Handlungsübereinstimmungen im
    Alltäglichen Umgang der Menschenwesen als
    Brauch Sitte höflicher Anstand…

    Moral ein lateinisches „Fremdwort“
    Und die Wortbedeutungsnachfrage
    Obwohl nicht angewählt schleuderte mich

    Auf „Wikipedia“ das keinen Unterschied zur Ethik
    Wissen will denn die Moral wird dort verethikt..

    Spirituell ist Sie nicht religiös denn die Kirchenpolitik
    Ist meiner Wahrnehmung nach unmoralisch
    Ist Moral doch das höchste Liebesprinzip
    Allem allen allzeit immerda hin verlebendigt durch Dich und mich

    Dank Segen und Freude
    Dir Kaspar Hauser von Herzen

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse eine Antwort zu gkazakou Antwort abbrechen